Husten aus dem Taubennest Ambulant erworbene Pneumonie mit seltenem Erreger
Mit Fieber, leichtem Husten sowie stechenden Bauchschmerzen stellte sich ein 53-Jähriger in der Hausarztpraxis vor. Die Symptome hatten zwei Tage zuvor begonnen. Er klagte auch über Kopf- und Gliederschmerzen, verneinte aber Thoraxbeschwerden und Dyspnoe. Der Patient war Raucher, es bestanden keine chronischen Krankheiten oder Allergien. Bei deutlich erhöhtem CRP und leichter Leukozytose erhielt der Mann wegen einer beginnenden Sepsis einmalig Amoxicillin/Clavulansäure sowie Paracetamol und wurde zur weiteren Therapie stationär eingewiesen.
Nester sicher entfernen
Um Infektionen zu vermeiden, sollten Vogelnester nur unter Sicherheitsvorkehrungen entfernt werden:
- Atemschutzmaske und robuste Einweghandschuhe tragen
- Kot vor der Entfernung mit Desinfektionsmittel besprühen
- Balkon/Fassade nach der Nestentfernung mit Essigwasser reinigen
Alternativ kann man sich zur Entfernung von Vogelnestern an einen professionellen Schädlingsbekämpfer wenden.
Rasselgeräusche und Milchglastrübung der Lunge
In der Klinik erschien er in reduziertem Allgemeinzustand, wie Dr. Selene Bombaci vom Universitätsspital Zürich und Kollegen berichten. Er wies eine Temperatur von 39,5 °Celsius, Schüttelfrost und Gliederschmerzen auf, die Herz-Kreislauf-Parameter waren jedoch stabil. Neben abdominellen Schmerzen ergaben sich mit beidseitig basalen Rasselgeräuschen nun auch pulmonal auffällige Befunde. Die Nasennebenhöhlen des Mannes waren klopfschmerzhaft. Computertomografisch stellte sich das Abdomen unauffällig dar, in der Lunge fanden sich beidseits Konsolidierungen mit Milchglastrübung.
Unter der Diagnose einer Pneumonie ging es nun darum, den auslösenden Erreger zu finden. Der Abstrich auf SARS-CoV-2 ergab ebenso wie Tests auf andere respiratorische Viren einen negativen Befund.
Empirische Antibiotikatherapie blieb wirkungslos
Antigene von Legionellen und Pneumokokken im Urin waren nicht nachweisbar und die Blutkulturen zeigten keinerlei Wachstum. Bei Verdacht auf eine ambulant erworbene Pneumonie mit Sinusitis behandelten die Kollegen empirisch mit Ceftriaxon und Clarithromycin, allerdings mit geringem klinischem und laborchemischem Effekt. Zur weiteren Abklärung erfolgte daher eine Bronchoskopie. Die Lymphknotenbiopsien zeigten eine leichte Entzündung. Es ergaben sich keine Zeichen für ein Malignom, eine Dysplasie oder Granulome.
Öfter an Psittakose denken!
Chlamydia psittaci wird von infizierten Vögeln, darunter Tauben, Spatzen, Hühner, Enten, Möwen, Papageien und Kanarienvögeln, seltener von infizierten Pferden und Nutztieren, auf den Menschen übertragen. Eine Infektion von Mensch zu Mensch ist eine Rarität. Der Erreger kann neben der Lunge vor allem auch Leber, Milz, Meningen und das zentrale Nervensystem befallen und führt innerhalb von 5 bis 14 Tagen nach der Infektion zu Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen, Husten und Atemnot. Die Symptome können unterschiedlich schwer sein, es sind auch tödliche Verläufe beschrieben. Schätzungen zufolge beruhen etwa ein Prozent der ambulant erworbenen Pneumonien auf einer Infektion mit Chlamydia psittaci, wahrscheinlich ist die Psittakose aber häufiger. Auch deshalb sollte nach initial schlechtem Ansprechen einer Pneumonie auf Antibiotika die genauere Erregersuche möglichst auch eine PCR einschließen.
Bei der genaueren Befragung gab der Patient an, fünf Tage vor der stationären Einweisung ein Taubennest am Haus entfernt zu haben. Dabei hatte er weder Gesichtsmaske noch Handschuhe getragen. Daraufhin ließen die Ärzte Rachenabstrich und Material aus der bronchioalveolären Lavage mittels PCR auf Chlamydia psittaci testen. Das Ergebnis war positiv – der Mann litt an einer Psittakose. Der von ihm angegebene Zeitpunkt der Säuberung passte zur drei- bis fünftägigen Inkubationszeit einer Psittakose (siehe Kasten), wenn auch die Exposition gegenüber Federstaub, Kot, Urin und anderen Sekreten der Tauben wahrscheinlich schon länger bestanden hatte.
Empfohlen wird die Therapie mit einem Tetrazyklin über 10 bis 14 Tage. Bei diesem Patienten waren fünf Tage Doxycyclin ausreichend. Zwei Wochen später ließ sich klinisch, laborchemisch und radiologisch eine vollständige Remission feststellen.
Quelle: Bombaci S et al. Swiss Med Forum 2023; 23: 1460-1462; DOI: 10.4414/smf.2023.1137128174