Tumorrisiko bei Typ-1-Diabetes An der Zuckerkrankheit selbst liegt es nicht

Autor: Sabine Mattes

Während die allgemeinen Parameter Alter und Raucherstatus das Risiko aller Teilnehmer beeinflussten, konnten die Wissenschaftler für diabetesbezogene Faktoren wie die Insulindosis oder das HbA1c keinen Zusammenhang feststellen. Während die allgemeinen Parameter Alter und Raucherstatus das Risiko aller Teilnehmer beeinflussten, konnten die Wissenschaftler für diabetesbezogene Faktoren wie die Insulindosis oder das HbA1c keinen Zusammenhang feststellen. © catalin – stock.adobe.com

Generell haben Menschen mit Typ-1-Diabetes haben ein erhöhtes Krebsrisiko. Durch eine Nierentransplantation steigt die Tumorgefahr noch einmal deutlich an. Liegt das an der Immunsupprimierung? Oder ist die diabetesbedingte Nierenerkrankung ursächlich?

Menschen mit Typ-1-Diabetes haben ein erhöhtes Risiko, an Krebs zu erkranken. Welche Rolle diabetesbezogene Faktoren bei der Tumorentstehung spielen, ist bislang nicht geklärt, schreiben Dr. Maija Feodoroff vom Folkhälsan Research Centre in Helsinki und ihre Kollegen. Die Wissenschaftler untersuchten diesen Zusammenhang an einer finnischen Kohorte mit mehr als 5.000 Patienten mit Typ-1-Diabetes und rund 14.000 Kontrollpersonen ohne die Autoimmunerkrankung. Sie verglichen die standardisierten Inzidenzraten (SIR) verschiedener Krebsentitäten der beiden Gruppen in Abhängigkeit vom Status einer diabetischen Nierenerkrankung.

Gegenüber der Kontrollgruppe war das allgemeine Krebsrisiko von Menschen mit der Stoffwechselstörung erhöht (SIR 1,14). Allerdings lag der Wert für Nierentransplantatempfänger fast fünffach höher (SIR 4,78), während das Risiko der anderen Patienten knapp unterhalb des Werts der Kontrollgruppe lag (SIR 0,92). Die Zuckerkranken ohne Transplantat hatten sogar ein 50 % bzw. 60 % niedrigeres Risiko für Prostata- und Harnwegskrebs. Auch die Wahrscheinlichkeit für Neoplasien in den Atemwegen und intrathorakalen Organen war bei ihnen geringer.

Nach einer Nierentransplantation stieg insbesondere die Gefahr für nicht-melanozytären Hautkrebs (SIR 14,50), aber auch für maligne hämatologische Erkrankungen, Melanome und Mund- oder Rachenkrebs. Einzig das Risiko für Schilddrüsentumoren war bei allen Menschen mit Typ-1-Diabetes größer als bei den Kontrollpersonen.

Kein Zusammenhang mit Insulindosis oder HbA1c

Während die allgemeinen Parameter Alter und Raucherstatus das Risiko aller Teilnehmer beeinflussten, konnten die Wissenschaftler für diabetesbezogene Faktoren wie die Insulindosis oder das HbA1c keinen Zusammenhang feststellen. Auch eine schwere Albuminurie oder eine Dialysepflicht ließen das Risiko erst nach einer Nierentransplantation steigen. Die Einnahme von Immunsuppressiva hingegen ist ein gesicherter Risikofaktor für eine Krebserkrankung bei Empfängern von Spendernieren.

Quelle: Feodoroff M et al. Lancet Reg Health Eur 2024; 40: 100884; DOI: 10.1016/j.lanepe.2024.100884