Antibiogramme richtig lesen: „i“ steht nicht mehr für „intermediär“
Bei der Interpretation eines Antibiogramms stand das „s“ bisher für sensibel, das „i“ für intermediär und das „r“ für resistent. Die Bedeutung von intermediär war dabei ein bisschen unklar – es bedeutete so etwas wie mittelprächtig empfindlich bzw. leicht resistent.
Dosierungs-Liste online abrufen
Still und heimlich hat das „i“ im Rahmen der europäischen Harmonisierung eine neue Bedeutung bekommen, erklärte Professor Dr. Ralf-Peter Vonberg vom Institut für Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene der Medizinischen Hochschule Hannover. Es steht jetzt für „increased dosage“. Der Keim ist also durchaus empfindlich – zur Bekämpfung braucht man aber eine höhere Dosis. Für den Arzt ist die Situation dadurch klarer – das entsprechende Antibiotikum stellt bei höherer Dosierung eine mögliche Therapieoption dar.
Was „höhere Dosierung“ je nach Antibiotikum bedeutet, lässt sich aus einer Liste auf der Homepage des Nationalen Antibiotika-Sensitivitätstest-Komitees** entnehmen. Es fehlen aber noch Empfehlungen zum Vorgehen bei Patienten mit Nieren- oder Leberinsuffizienz, sagte der Experte.
Auch ansonsten gibt es seiner Auffassung nach noch einige Herausforderungen. Bei der Angabe von epidemiologischen Resistenzraten wird das „i“ jetzt dem „s“ zugeschlagen. Dadurch hat sich der europäische „Surveillance Atlas of Infectious Diseases“ quasi über Nacht verändert und die Resistenzstatistik ist verhagelt. Frankreich zum Beispiel gehört danach nicht mehr zu den Ländern mit alarmierenden Pneumokokken-Resistenzen.
Wie ist es mit der Meldepflicht beim Nachweis einer Nichtempfindlichkeit gegenüber Carbapenemase oder Carbapenem? Im Prinzip alles beim Alten geblieben, sagte Prof. Vonberg. „i“ und „r“ sind sicherheitshalber wie vorher auch meldepflichtig.
Quelle: 8. Infektiologie-Update-Seminar*
* Online-Veranstaltung
** nak-deutschland.org