Asthma: Antibiotika fürs Baby verdoppeln Erkrankungsrisiko
Die Häufigkeit von Asthma-Neudiagnosen im Kindesalter ist in Teilen Europas und Nordamerikas rückläufig. Man geht davon aus, dass dies mit der mittlerweile vorsichtigeren Antibiotikahandhabung zusammenhängt und folglich Säuglinge und Kleinkinder seltener Antibiotika erhalten, berichten Professor Dr. David M. Patrick von der University of British Columbia in Vancouver und Kollegen. Um dies zu verifizieren, untersuchten sie, wie sich zwischen 2000 und 2014 die Antibiotika-Verschreibungen bei unter Einjährigen sowie die Asthmainzidenz der Ein- bis Vierjährigen in Kanada veränderten.
Studien deuten auf eine Dosis-Wirkungs-Beziehung
Die Verschreibungen gingen von 1254 auf 489 pro 1000 Kinder zurück. Gleichzeitig sanken die Asthma-Neudiagnosen von 27 auf 20 pro 1000 Kinder, was einer relativen Abnahme um 26 % entspricht. Dass es einen Zusammenhang gibt, zeigten die Wissenschaftler anhand der „Canadian Healthy Infant Longitudinal Development“-Studie (CHILD) mit 2644 Kindern: Nach einer Antibiotikatherapie innerhalb des ersten Lebensjahres verdoppelte sich das Risiko für ein Asthma im Alter von fünf Jahren, wobei diesbezüglich eine Dosis-Wirkungs-Beziehung bestand.
Intestinales Mikrobiom schützt die Atemwege
Von 917 Kindern der Geburtenkohorte hatte man zusätzlich innerhalb der ersten zwölf Lebensmonate das Darmmikrobiom über DNA-Sequenzierung von Stuhlproben erfasst. Es zeigte sich: Mit zunehmender Diversität der Darmbakterien sank das Risiko für eine spätere Asthmadiagnose.
Die Wissenschaftler schließen daraus, dass die Schutzwirkung gegenüber Asthma im Wesentlichen auf dem Erhalt der gesunden Darmflora beruht. Daher könne man die rückläufigen Zahlen als positiven Zusatzeffekt des zurückhaltenden Antibiotikaeinsatzes verstehen.
Quelle: Patrick DM et al. Lancet Respir Med 2020; DOI: 10.1016/S2213-2600(20)30052-7