Allogene Stammzelltransplantation Auf dem Weg zu Präzisions-Zellprodukten ohne intensive immunsuppressive Prophylaxe
Die allogene Stammzelltransplantation (alloSZT) stellt für viele Erkrankte mit hämatologischen Malignomen den einzigen Weg zu Heilung dar, erfordert aber auch eine intensive Immunsuppression – mit all ihren potenziellen Risiken. Bereits seit Dekaden werde daran gearbeitet, Allotransplantate durch Engineering-Maßnahmen zu verändern, sagte Prof. Dr. Antonia Maria Susanne Müller, Medizinische Universität Wien, doch seien die Verfahren oftmals nicht für den breiten Einsatz geeignet. In jüngster Zeit gehe der Trend hin zum Einsatz selektierter Immunzellpopulationen, um künftig die alloSZT bei bestimmten Erkrankungen ersetzen zu können.
Schon seit Längerem versuchen Forschende, Alternativen zur konventionellen alloSZT zu finden, um die strenge Immunsuppression zu vermindern, die hämatopoetische Immunrekonstitution zu verbessern und gleichzeitig die Gefahr einer Graft-versus-Host-Reaktion möglichst gering zu halten – bei bestmöglicher Unterstützung der Graft-versus-Leukemia-Aktivität.
Prof. Müller erinnerte daran, dass alle konventionellen Allotransplantate Zellmixturen darstellen; deshalb entwickelten Wissenschaftler:innen zunächst Verfahren der Zellselektion, der Anreicherung und der Depletion – etwa die CD34+ Selektion für Allografts oder die „TCR a/b Depletion haploidentischer MPB-Aphereseprodukte“, um als Konsequenz die intensive immunsuppressive Prophylaxe mindern zu können. All diese Verfahren sind laut Prof. Müller „technisch möglich, aber arbeitsaufwendig und teuer“ und würden deshalb nicht in der Breite angewendet. Die Expertin betonte, dass das Engraftment, also das Anwachsen des Transplantats, ohne eine große Zahl von Donorzellen und ohne intensive Immunsuppression aktuell eine Herausforderung bleibe.
In jüngster Zeit sei der Einsatz selektierter Immunzellpopulationen mit und ohne Ex-vivo-Modifikationen als Alternative zur kompletten alloSZT „populärer“ geworden, berichtete Prof. Müller. Die Wirksamkeit einiger dieser Ansätze habe man bereits demonstrieren können, doch es bedürfe der Validierung und Konfirmation in größeren Kohorten. Genmodifikationen von autologen hamatopoetischen Stammzellen würden dabei genauso geprüft wie der Einsatz allogener Zellpopulationen. Prof. Müller: „Die ultimative Gewinnerstrategie ist noch nicht ganz klar.“
Quelle: 1. Müller AMS. DGHO-Jahrestagung 2023; Abstract V133 und Vortrag