Atemnot durch Restthrombus? Auf der Suche nach der Ursache für das Post-Lungenembolie-Syndrom

Autor: Dr. Susanne Meinrenken

Nach einer akuten Lungenembolie bleiben bei einigen Betroffenen Beschwerden zurück. (Agenturfoto) Nach einer akuten Lungenembolie bleiben bei einigen Betroffenen Beschwerden zurück. (Agenturfoto) © Creative Cat Studio – stock.adobe.com

Auch nach adäquater Therapie einer Lungenembolie weist bis zur Hälfte der Betroffenen Atemnot, Herz-Kreislauf-Störungen oder eine reduzierte Lebensqualität auf. Dahinter vermutete man lange persistierende Thromben. Doch das trifft offenbar nur bedingt zu. 

Wer trotz ausreichender Antiko­agulation über mindestens drei Monate nach dem Ereignis weiterhin symptomatisch ist, leidet am „Post-Lungenembolie-Syndrom“, schreibt ein Team um Ludovica Cimini von der Universitätsklinik Perugia. Auslöser gibt es einige, z. B. die chronische thromboembolische pulmonale Hypertonie (CTEPH), die aber nur knapp 3 % der Überlebenden nach akuter Lungenembolie betrifft. Bei CTEPH sind oft persistierende Thromben die Ursache und eine adäquate Therapie führt zur Besserung der Symptomatik.

Diese Kausalität lässt sich jedoch für andere Patientengruppen mit fortbestehenden Beschwerden nach akuter Lungenembolie nicht zeigen. Zwar sind bei vielen Betroffenen mit Post-Lungenembolie-Syndrom diagnostisch pulmonale Perfusions­defekte oder eine weiterhin bestehende Gefäßobstruktion nachweisbar. Die darstellbare Assoziation sei jedoch nur moderat, schreibt das Expertenteam.

Gefäßobstruktionen bei einem Drittel der Betroffenen

Im Einzelnen ergaben sich nach Auswertung von vier retrospektiven und acht prospektiven Untersuchungen mit je mindestens 50 Teilnehmenden mit akuter Lungenembolie folgende Ergebnisse: Im Follow-up von meist 3–12 Monaten nach der akuten Lungenembolie ließen sich bei insgesamt 34 % aller Betroffenen noch Perfusionsdefekte oder eine bestehende Gefäßobstruktion nachweisen, beispielsweise per Ventilations-Perfusions-Szintigrafie oder Angiografie. Von diesen litten 48 % an persistierenden Beschwerden. Unter den Patientinnen und Patienten mit unauffälliger bildgebender pulmonaler Diagnostik klagten etwa 34 % über entsprechende Symptome.

Auch mit Restthrombus erholen sich viele

Somit ergab sich bei denjenigen mit Perfusionsdefekt oder Gefäßobstruktion zwar ein etwa zweifach erhöhtes Risiko für eine anhaltende Symptomatik. Ein kausaler Zusammenhang ließ sich allerdings nicht zeigen: Denn etwa die Hälfte der Betroffenen mit offenbar residuellem Thrombus hatte sich klinisch völlig erholt; zudem war in den meisten Studien nicht systematisch auf eine CTEPH gescreent worden. Ebenfalls kein Zusammenhang zeigte sich zwischen dem Vorliegen einer vaskulären Obstruktion oder eines Perfusionsdefekts in der Lunge und der Lebensqualität oder der körperlichen Belastbarkeit.

Für die Betreuung von Patientinnen und Patienten mit andauernder Symptomatik nach akuter Lungenembolie gilt also, zunächst echokardiografisch zu beurteilen, ob eine CTEPH vorliegt – denn hier lässt sich durch frühzeitige Diagnostik das Outcome verbessern. Besteht keine CTEPH, kann ein kardiopulmonaler Belastungstest ggf. Hinweise auf eine chronisch thromboembolische Lungenerkrankung ohne Hochdruck geben. Nur bei diesen beiden Patientengruppen empfehlen die Autorinnen und Autoren eine bildgebende Diagnostik, um persistierende Perfusionsdefekte oder Gefäßobstruktionen nachzuweisen. In den anderen Fällen würde man sonst nicht relevante Thromben finden, für die keine sinnvolle Therapieindikation besteht. Vermutlich beeinflussen mehrere Faktoren, ob sich eine Person von einer akuten Lungenembolie vollständig erholt, schlussfolgert das Team. Die vollständige Auflösung des Thrombus ist offenbar nur einer davon.

Quelle: Cimini LA et al. ERJ Open Res 2024; DOI: 10.1183/23120541.01010-2023