COPD Auf gesunde Ernährung achten
Das westliche Ernährungsmuster, das durch einen hohen Verzehr von rotem oder verarbeitetem Fleisch, vermahlenem Getreide, gesättigten Fetten und Süßigkeiten gekennzeichnet ist, geht mit einem erhöhten COPD-Risiko einher. Dagegen scheint eine mediterrane Ernährungsweise mit viel Obst, Gemüse, fettem Fisch und Vollkornprodukten eine intakte Lungenfunktion zu begünstigen. Dies wurde vor allem bei (ehemaligen) Rauchern beobachtet. Somit besteht Grund zu der Hoffnung, dass eine gesunde Ernährung die schädlichen Auswirkungen des Rauchens abschwächen kann, schreiben Dr. Rosanne Beijers vom Maastricht University Medical Centre und Kollegen.
Ein beeinträchtiger Ernährungszustand kann bei bereits bestehender COPD negative Auswirkungen auf die Grunderkrankung haben. Die Spanne der ungünstigen Konstitutionen reicht von Kachexie und Unterernährung bis hin zu Adipositas.
Körperzusammensetzung und Leistungsfähigkeit evaluieren
Es genügt es nicht, einmalig Körpergewicht und Body-Mass-Index zu bestimmen, betonen die Wissenschaftler. Zusätzlich sollte eine Quantifizierung der fettfreien Masse sowie der Fett-, Muskel- und Knochenmasse erfolgen und die körperliche Leistungsfähigkeit getestet werden. Verschiedene Screening-instrumente sind bereits auf dem Markt, mit deren Hilfe sich die Körperzusammensetzung von Patienten ermitteln lässt. Ihr Vorhersagewert bei COPD wurde aber noch nicht in Studien evaluiert.
Die Auswirkungen von Übergewicht variieren je nach Patientenmerkmalen und Schwere der COPD. So kann eine Adipositas das Überleben von Patienten mit fortgeschrittener Erkrankung, bei denen der Verlust der fettfreien Masse ein gewichtiger Risikofaktor ist, sogar verbessern. In früheren Stadien besteht die Gefahr, dass Langzeitfolgen von adipositasbedingten Erkrankungen (z.B. metabolisches Syndrom) die kardiovaskuläre Sterblichkeit und die Gesamtmortalität steigern. Darüber hinaus ist Übergewicht bei COPD-Patienten mit verminderter Lebensqualität, vermehrter Dyspnoe und einer höheren Wahrscheinlichkeit für schwere Exazerbationen assoziiert.
Fettmasse kann Defizit an Muskelmasse verschleiern
Bis zu 50 % aller COPD-Kranken haben eine sarkopenische Adipositas, bei der die Fettmasse das Muskelmassendefizit verschleiert. Sie weisen im Vergleich zu denjenigen mit normaler Körperzusammensetzung oder alleiniger Adipositas bzw. Sarkopenie eine schlechtere körperliche Leistungsfähigkeit und eine höhere systemische Entzündungslast auf. Eine sarkopenische Adipositas sollte in Betracht gezogen werden, wenn bei Patienten sowohl der BMI oder Taillenumfang als auch die Marker für eine geringe Skelettmuskelmasse und -funktion erhöht sind. Um sicherzugehen, sind ggf. detailliertere Messungen der Körperzusammensetzung und der Skelettmuskelfunktion nötig.
Mangelernährung wirkt sich negativ auf die Häufigkeit und den Behandlungserfolg von Exazerbationen aus. Die Evidenz für Ernährungsinterventionen in diesem Bereich ist allerdings begrenzt.
Positive Effekte durch ProteinsupplementeIn einer Studie mit COPD-Patienten, die unter Exazerbationen und Ateminsuffizienz litten, hatte eine zweiwöchige enterale Standardernährung in mehrfacher Hinsicht positive Folgen: Sie verbesserte sowohl ernährungsbedingte Biomarker, Marker für immunologische Funktionen und systemische Entzündungen als auch den Sauerstoff- und Kohlendioxidpartialdruck. In einer anderen Studie wurde die Wirksamkeit eines oralen Nahrungsergänzungsmittels mit hohem Eiweißgehalt geprüft. Teilnehmer waren unterernährte, ältere COPD-Patienten, die wegen kardiovaskulärer und pulmonaler Ereignisse ins Krankenhaus eingeliefert worden waren. Zwar hatten die zusätzlichen Proteine keine Auswirkungen auf die Zahl der Todesfälle oder Rehospitalisierungen binnen 90 Tagen nach Entlassung, doch verbesserte sich der Ernährungszustand für bis zu drei Monate. In weiteren Studien muss der Effekt von Ernährungsintervention bei mangelernährten COPD-Kranken im Detail untersucht werden, fordern die Autoren.
Patienten mit chronisch-obstruktiver Lungenkrankheit sollten sich gesund und ausgewogen ernähren. Ein Vitamin-D-Mangel ist bei ihnen häufig und sollte ausgeglichen werden. Sein Auftreten nimmt mit der Schwere der Krankheit zu. Reichen diese Maßnahmen nicht aus, ist es ratsam, einen Diätassistenten hinzuzuziehen.
Quelle: Beijers RJHCG et al. Eur Respir Rev 2023; 32: 230003; DOI: 10.1183/16000617.0003-2023