Überlebensvorteil Bei akutem Koronarsyndrom profitieren auch Menschen mit Frailty von einer Intervention 

Autor: Dr. Sabine Debertshäuser

In einer alternden Bevölkerung nimmt die Zahl der gebrechlichen Patientinnen und Patienten mit akutem Koronarsyndrom (ACS) stetig zu. In einer alternden Bevölkerung nimmt die Zahl der gebrechlichen Patientinnen und Patienten mit akutem Koronarsyndrom (ACS) stetig zu. © ArLawKa - stock.adobe.com

Trotz Gebrechlichkeit scheinen Patientinnen und Patienten mit akutem Koronarsyndrom von einem invasiven Eingriff zu profitieren. Laut einer großen retrospektiven Studie sinkt die Sterblichkeit nach Revaskularisierung um bis zu 22 Prozentpunkte.

In einer alternden Bevölkerung nimmt die Zahl der gebrechlichen Patientinnen und Patienten mit akutem Koronarsyndrom (ACS) stetig zu. Ob auch sie von einer invasiven Therapie profitieren, ist allerdings nicht geklärt. Menschen mit Frailty sind in Studien zu entsprechenden Interventionen typischerweise ausgeschlossen. Die Arbeitsgruppe um Dr. Marius Roman von der University of Leicester näherte sich der Frage nun in einer retrospektiven Längsschnittstudie.

Die Forschenden nutzten den Datensatz der englischen Hospital Episode Statistics und fanden mehr als 565.000 Personen, die zwischen 2010 und 2015 ein ACS erlitten hatten. Der überwiegende Teil (83,7 %) hatte ein niedriges Frailty-Risiko gemäß Hospital Frailty Risk Score. 11,6 % wiesen ein mittleres Gebrechlichkeitslevel auf und 4,7 % ein hohes. Das mediane Alter dieser drei Gruppen lag bei 70, 81 bzw. 84 Jahren.

Mäßig bis stark beeinträchtigte Seniorinnen und Senioren erhielten seltener eine Echokardiografie, invasive Angiografie oder Revaskularisierung als die Niedrigrisikogruppe. Gleichzeitig stieg mit zunehmender Gebrechlichkeit die Mortalität sowie die Wahrscheinlichkeit für schwerwiegende kardiovaskuläre Ereignisse. Die Fünf-Jahres-Gesamtsterblichkeit betrug 33 % bei niedrigem Frailty-Score und 74,2 % bzw. 88,2 % bei mittlerem bzw. hohem. Im Vordergrund standen in allen Gruppen kardiovaskuläre Todesursachen.

Patientinnen und Patienten, bei denen eine Revaskularisierung durchgeführt wurde, waren prognostisch klar im Vorteil. Die Forschenden bestimmten den durchschnittlichen Behandlungseffekt der Intervention auf die kardiovaskuläre Mortalität. Demnach senkte eine Revaskularisierung die Ein-Jahres-Sterblichkeit in den Gruppen mit niedrigem, mittlerem und hohem Risiko um absolut 13 %, 22 % bzw. 20 %. Auch nach fünf Jahren war unter Berücksichtigung potenzieller Störvariablen ein Überlebensvorteil zu verzeichnen.

Quelle: Roman M et al. Eur Heart J 2024; doi: 10.1093/eurheartj/ehae755