Revaskularisierung Chronisches Koronarsyndrom individuell therapieren
Beim akuten Koronarsyndrom gibt es keine Diskussion: Die perkutane Intervention (PCI) mit Revaskularisierung ist das Mittel der Wahl. Sie schneidet bezüglich Komplikationen und Tod deutlich besser ab als eine Thrombolyse. Wie sieht es aber beim chronischen Koronarsyndrom (CCS) aus? Oberstes Gebot ist dabei, das Lebenszeitrisiko zu beachten, betonte Prof. Dr. David Leistner von der Medizinischen Klinik 3 – Kardiologie, Angiologie des Universitätsklinikums Frankfurt am Main. Schließlich handele es sich um eine chronisch-progressive Erkrankung.
Größten Stellenwert hat immer die konservative Therapie, d.h. neben der Lebensstilmodifikation eine optimale Medikation. Studien haben klar gezeigt, dass eine PCI bezüglich der Mortalität keinen Gewinn erzielt. „Die Therapie mit modernen Medikamenten ist für diese Patienten unschlagbar“, sagte Prof. Leistner. Sie müsse daher die Basis jedes Behandlungskonzepts sein und reiche für Patienten mit niedrigem Risiko aus. Zum Armamentarium gehören u.a. ASS, Betablocker, Statine, AT1-Blocker, ACE-Hemmer und PCSK9-Inhibitoren.
Das Lebenszeitrisiko ist entscheidend
Anders sieht es aber bei bestimmten (Hochrisiko-)Patienten aus – ihnen kann eine ergänzende PCI, vor allem MR-gestützt, doch einen prognostischen Vorteil bringen. Das gilt insbesondere bei Vorliegen der folgenden Merkmale:
- reduzierte linksventrikuläre Ejektionsfraktion
- schwere therapierefraktäre Angina
- große Ischämieareale
- Hochrisikoanatomie der Koronarien (linke Kranzarterie oder proximaler Ramus interventricularis anterior betroffen bzw. Multigefäßerkrankung)
Das Stichwort laute also wie so oft: Präzisionsmedizin mit personalisiertem Ansatz statt „one fits all“, schloss der Kollege.
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