Koronarsyndrom Das Risiko von Biologika
Patienten mit einer rheumatoiden Arthritis (RA) entwickeln nach dem Beginn einer Behandlung mit bDMARD im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung häufiger ein akutes Koronarsyndrom. Die einzelnen Biologika scheinen sich diesbezüglich jedoch nicht wesentlich zu unterscheiden, berichtet Dr. Benedicte Delcoigne vom Karolinska-Institut in Stockholm. Gemeinsam mit weiteren skandinavischen Wissenschaftlern ging sie der Frage nach, wie häufig RA-Patienten – unabhängig von einer kardialen Vorerkrankung – innerhalb eines, zwei bzw. fünf Jahren nach Beginn einer Therapie mit bDMARD (z.B. Adalimumab, Certolizumab pegol, Etanercept, Infliximab, Abatacept, Rituximab, Tocilizumab) einen akuten Myokardinfarkt oder eine instabile Angina erleiden. Das Studienkollektiv umfasste 24.083 dänische, schwedische, finnische und norwegische RA-Patienten im Durchschnittsalter von 56 Jahren, darunter 75 % Frauen.
Während der fünfjährigen Beobachtungsphase verzeichnete das Team 780 Ereignisse im Sinne eines akuten Koronarsyndroms (ACS), was einer Inzidenzrate von 5,5 pro 1.000 Personenjahren entsprach. Im Vergleich zu Kontrollen aus der Allgemeinbevölkerung mit ähnlichem Alter, Geschlecht und Wohnort war das Risiko für ACS-Ereignisse um 80 % erhöht. Unterschiede zwischen den einzelnen Wirkstoffen stellten die Forschenden jedoch nicht fest – bis auf folgende Ausnahmen: Im Fünfjahreszeitraum zeichnete sich lediglich für Abatacept, Infliximab und Rituximab ein leicht erhöhtes Risiko im Vergleich zu den anderen Biologika ab. Den Autoren zufolge könnte das daran liegen, dass Patienten, die diese Medikation erhielten, schwerer und länger erkrankt und damit länger einer systemischen Entzündung ausgesetzt waren.
Das Fazit der Wissenschaftler: Bei RA-Patienten hat die Wahl der Biologika vermutlich keinen wesentlichen Einfluss auf ihr Risiko für ein akutes Koronarsyndrom.
Quelle: Delcoigne B et al. Ann Rheum Dis 2022; DOI: 10.1136/annrheumdis-2021-221996