
Mit der LuFu ist es nicht getan Bei der Asthmadiagnose auch auf Eosinophilie testen

„Wir müssen weg vom Too-Late-Asthma hin zum At-Risk-Asthma“, forderte Prof. Dr. Roland Buhl von der III. Medizinischen Klinik der Universitätsmedizin Mainz. Die alleinige Lungenfunktionsprüfung reiche nicht, um eine Asthmadiagnose zu stellen und eine COPD auszuschließen, konstatierte der Pneumologe. Das konnte eine Studie aus Frankreich mit fast 7.000 fachärztlich diagnostizierten Teilnehmenden erneut belegen. Eine Zunahme der FEV1 ≥ 12 % und der FVC ≥ 200 ml zeigte sich gleichermaßen bei einem substanziellen Teil der Patientinnen und Patienten, die entweder an Asthma oder COPD oder an beidem erkrankt waren.
„Das stellt ganz viele Studien infrage, in denen man beispielsweise 12-jährigen Kindern – nur weil sie eine fixierte Obstruktion hatten – eine frühe COPD bescheinigt hat.“ Wenn in einer klinischen Studie Reversibilität zu den Einschlusskriterien zählte, habe man womöglich viele Patientinnen und Patienten mit Asthma ausgeschlossen und gleichzeitig zugelassen, dass Rauchende mit einer milden COPD rekrutiert wurden.
„Asthma und COPD sind klinische Diagnosen. Sie müssen den ganzen Patienten im Blick haben“, betonte der Referent. Gemäß der aktuellen S2k-Leitlinie braucht es neben der Lungenfunktionsprüfung auch eine Bestimmung der bronchialen Hyperreagibilität bzw. des Spitzenflusses (peak expiratory flow, PEF) via Peak-Flow-Meter. „Wenn Sie da eine deutliche Variabilität zwischen morgens und abends sehen, ist das ein starkes zusätzliches Indiz für ein Asthma.“
Bestimmung der Eosinophilen unter Kortikosteroiden
Kortikosteroide verfälschen die Eosinophilenzahlen. Um valide Werte zu erhalten, sollten Betroffene deshalb vor der geplanten Blutabnahme mit dem ICS bzw. OCS pausieren. In einer Studie zeigte sich bei allen Teilnehmenden ein deutlicher Anstieg der Eos-Messwerte vor und nach einer 24-stündigen Karenz. Prof. Buhl empfiehlt, die Medikation mit in die Praxis bringen zu lassen, damit sie ggf. sofort nach der Blutabnahme wie gewohnt angewendet werden kann. Relevante Nebenwirkungen seien durch die Pause nicht zu erwarten.
Typ-2-Marker beim Asthma unbedingt mittesten
Ebenso wichtig sind die Typ-2-Bio-marker. „Je höher das FeNo und die Eosinophilen, umso wahrscheinlicher, dass ein Patient in Richtung Asthma geht und dass er auf ein ICS anspricht.“ Ob es sich um ein eosinophiles Asthma handelt oder nicht, hat weitreichende Konsequenzen. Dauerhaft erhöhte Eosinophile sind ein Anzeichen für eine unkontrollierte Inflammation. Diese geht für Betroffene mit dem Risiko einher, über die Zeit deutlich mehr Lungenfunktion zu verlieren als es altersbedingt der Fall wäre, wie eine Registerstudie aus Kopenhagen zeigt. Dieser Zusammenhang gelte in gleicher Weise für das FeNO, so Prof. Buhl. Zeige sich bei regelmäßigen Kontrolluntersuchungen ein klarer Trend zu abnehmender Lungenfunktion und gleichzeitig steigendem FeNO, sollten die Betroffenen deshalb vielleicht ein bisschen mehr ICS bekommen, auch wenn es ihnen nach eigener Aussage „super“ geht.
Abschließend appellierte Prof. Buhl: „Stellen Sie bitte immer eine Diagnose, die mehrere Parameter und Charakteristika des Patienten einschließt.“ Dazu gehören LuFu, Reversibilitätstestung, Überprüfung der bronchialen Hyperreagibilität sowie die Bestimmung von Serum-Eosinophilen, FeNO und auch eine IgE-Testung, um ein potenziell allergisches Geschehen abzuklären. Wenn irgendwann genomische Marker für die Asthmatypisierung zur Verfügung stehen, sehe die Situation möglicherweise wieder ganz anders aus.
Quelle: 15. Allergologie-Update-Seminar