Persistierende Zottenatrophie Bei der Zöliakie ermittelt ein 5-Punkte-Score das individuelle Risiko für einen schweren Verlauf

Autor: Dr. Dorothea Ranft

Eine persistierende villöse Atrophie erhöht bei Betroffenen das Komplikationsrisiko. Eine persistierende villöse Atrophie erhöht bei Betroffenen das Komplikationsrisiko. © Andrey Popov – stock.adobe.com

Viele Patienten mit Zöliakie leiden trotz glutenfreier Diät an einer persistierenden Zottenatrophie. Das individuelle Risiko war bisher unbekannt.

Ein Forscherteam untersuchte diese Frage nun in einer Multicenterstudie. Eingeschlossen wurden 694 Erwachsene mit bioptisch gesicherter glutenbedingter Enteropathie. Von diesen hatten 157 eine persistierende villöse Atrophie (pVA)

Die Komplikationsrate war fast verzehnfacht

Verglichen wurde der Langzeitverlauf von Patienten mit und ohne pVA, schreiben Dr. ­Annalisa Schiepatti­ von der Universität Pavia und Kollegen. Die Analyse ergab für die Teilnehmer mit pVA eine fast verzehnfachte Komplikationsrate (Hazard Ratio, HR, 9,53) und ein verdreifachtes Mortalitätsrisiko (HR 2,93). Zur besseren Einschätzung der individuellen Prognose entwickelten die Autoren einen Score, den sie mithilfe einer externen Kohorte validierten. Als prädiktiv für die pVA erwiesen sich vier Parameter: Eine Diagnose im Alter ≥ 45 Jahre (Odds Ratio, OR, 2,01), eine klassische Symptomatik (OR 2,14) und ein mangelndes Ansprechen auf glutenfreie Kost (OR 2,40). Den größten Einfluss hatte eine schlechte Diätadhärenz (OR 48,9). Vergeben wurden fünf Punkte, je einer für die ersten drei Faktoren und zwei für das Ernährungsproblem. Als gering eingestuft wurde das Risiko bei maximal einem Zähler, in dieser Gruppe entwickelten nur 5 % eine pVA. Bei ein bis zwei Punkten waren schon 16 % betroffen und bei drei bis fünf Punkten sogar 73 %. 

Die Autoren empfehlen eine risikobasierte Verlaufskontrolle. Patienten mit einem Wert ≥ 3 sollten eine erneute Biopsie erhalten, bei 0–3 Punkten ist diese Untersuchung verzichtbar, im mittleren Bereich richtet man sich am besten nach der individuellen Konstellation.

Quelle: Schiepatti A et al. Gut 2023;  DOI: 10.1136/gutjnl-2023-329751