Dermafiller Beim Aspirieren zur Sicherheit lieber mal auf drei zählen

Autor: Dr. Susanne Gallus

Trotz all der Routine kann bei Dermafillern schnell mal was schief gehen. (Agenturfoto) Trotz all der Routine kann bei Dermafillern schnell mal was schief gehen. (Agenturfoto) © ANR Production – stock.adobe.com

Die Injektion von Dermafillern, gehört für viele zum Arbeitsalltag. Allerdings sollte man trotz aller Gewohnheit, nie vergessen, dass dabei auch einiges schief laufen kann.

Moderne Dermafiller sind schnell injiziert. Obwohl heutige Produkte deutlich sicherer und nebenwirkungsärmer sind als ihre Vorgänger, muss man sich stets die potenziellen Risiken vor Augen führen. Beispielsweise besteht immer die Gefahr einer intravaskulären Injektion.

Gerade im Gesicht gebe es jede Menge Bereiche, z.B. Mandibula (A. facialis) und Nase (A. angularis), in denen man ein großes Gefäß treffen könne. Und über Rezirkulationskreisläufe droht ein Verschluss der A. centralis retinae sowohl bei Injektionen in der unteren Gesichtshälfte als auch in der Temporalregion.

 

Versehentlich den Schädel perforiert

Dass man bei einer Fillerbehandlung auch die Schädelkalotte perforieren kann, klingt erst einmal nach sehr brachialen Injektionsmethoden. Doch Studien an Leichen haben gezeigt, dass am Pterion (temporal) bereits eine Kraft von 40 N ausreicht. Klingt viel, ist es aber nicht. „Wenn Sie eine 18G 15 mm stumpfe Kanüle im Temporalbereich einsetzen, üben Sie eine Kraft von ca. 75 N aus“, erläuterte Prof. Dirschka.

„Injizieren Sie nie ohne zu aspirieren!“, lautete der Merksatz von Prof. Dr. Thomas Dirschka, Dermatologe aus Wuppertal. Er rät dabei zu einem einfachen „21, 22, 23“. Denn aufgrund der Viskosität der Filler zeigt sich eine Blutung nicht sofort. Wichtig ist es dabei, die Nadel nicht zu bewegen: „Wenn sie die Nadel verändern, aspirieren Sie wieder.“ „Injizieren Sie superlangsam“, lautet der zweite Rat des Experten. Intravaskuläres Injizieren löst bei dem Patienten einen Schmerzreiz aus, was dieser in der Regel spontan kommentiert bzw. sofort mitteilen sollte. Wenn man den Filler langsam gibt, besteht zumindest die Chance, dass man noch nicht zu viel injiziert hat, erläutert Prof. Dirschka.

Mit Hyaluronidase­ lässt sich evtl. das Augenlicht retten

Die Sofortmaßnahmen in diesem Fall lauten: unverzügliche Injektion von Hyaluronidase („flood-the-field“) sowie eine leichte Massage mit feucht-warmen Kompressen. Möglich sind auch ASS und niedermolekulares Heparin. Wie viel Letztere allerdings noch ausrichten können, lässt der Experte offen. „Wenn einmal die Arteria centralis retinae okkludiert ist, dann ist Matthäi am Letzten“, warnte er. Die Empfehlung, einen solchen Patienten schnell in einem spezialisierten Augenzentrum mit retro-und peribulbären Hyaluronidase­injektionen zu versorgen, scheint in der Praxis zumindest kaum praktikabel. Zum einen müsste der Wirkstoff direkt einsatzbereit verfügbar sein. Zum anderen müsste der Kollege aus der Ophthalmologie auf jegliche Eigenanamnese verzichten und ohne Überlegung bei einem ihm unbekannten Patienten – am besten noch direkt im RTW – die Hyaluronidase­ in hohem Volumen peribulbär injizieren, so Prof. Dirschkas Begründung.

Quelle: 15. Dermatologie-Update-Seminar