Stoffwechsellage und Komplikationsrate Bessere Outcomes bei Heranwachsenden auch dank Diabetestechnik

Autor: Dr. med. Judith Lorenz

Schätzungen zufolge leben weltweit mehr als 1,5 Millionen Heranwachsende im Alter unter 20 Jahren mit Typ-1-Diabetes, berichtet Dr. Anthony Zimmermann Schätzungen zufolge leben weltweit mehr als 1,5 Millionen Heranwachsende im Alter unter 20 Jahren mit Typ-1-Diabetes, berichtet Dr. Anthony Zimmermann © Gecko Studio - stock.adobe.com

Technologien wie Systeme zur automatisierten Insulindosierung (AID) oder kontinuierlichen Glukosemessung (CGM) erleichtern das Management des Typ-1-Diabetes. Dies kommt auch Kindern und Jugendlichen zugute, wie eine aktuelle Analyse umfangreicher nationaler und internationaler Registerdaten zeigt.

Schätzungen zufolge leben weltweit mehr als 1,5 Millionen Heranwachsende im Alter unter 20 Jahren mit Typ-1-Diabetes, berichtet Dr. Anthony Zimmermann vom Lyell McEwin Hospital im australischen Adelaide. Ob es bei ihnen zu chronischen Diabeteskomplikationen wie kardiovaskulären Erkrankungen kommt, hängt auch von der Stoffwechsellage in jungen Jahren ab. Daher empfiehlt die International Society for Pediatric and Adolescent Diabetes (ISPAD) gegenwärtig einen HbA1c-Zielwert von weniger als 7 %. In der sogenannten partiellen Remissionsphase – sowie langfristig, wenn möglich – gilt sogar ein Zielwert von weniger als 6,5 %. 

Ziel der Analyse: Objektivierung der Behandlungsqualität 

Zahlreiche nationale und internationale Register bilden Monitoringdaten pädiatrischer Patient*innen mit Typ-1-Diabetes ab. Dr. Zimmermann und sein Team werteten nun gemeinsam mit weiteren Forschenden diese Quellen aus. Ziel der Analyse war es, Veränderungen der Behandlungsqualität zwischen 2013 und 2022 zu objektivieren. Diesbezüglich interessierten sich die Wissenschaftler*innen insbesondere für die HbA1c-Werte, die Therapieregimes sowie die Häufigkeit metabolischer Akutkomplikationen. 

Die Analyse fußt auf acht nationalen Registern aus Europa, Australasien und Nordamerika, welche die Daten von 109.494 Kindern und Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes zur Verfügung stellten. Daten von weiteren 35.590 Patient*innen stammten von der internationalen SWEET-Initiative. Insgesamt flossen die Daten von Registerpatient*innen aus mehr als 60 Ländern in die Analyse ein. Im Jahr 2022 lag ihr Durchschnittsalter zwischen 12,3 und 13,2 Jahren. Die Diagnose war im Alter zwischen 7,0 und 8,4 Jahren gestellt worden und die Diabetesdauer betrug im Schnitt zwischen 4,4 und 5,5 Jahren.

Der HbA1c-Wert ist gesunken, die Pumpennutzung gestiegen

Zwischen 2013 und 2022 beobachteten die Forschenden eine Abnahme des aggregierten durchschnittlichen HbA1c-Werts von 8,2 % auf 7,6 %. Der Anteil der Kinder und Jugendlichen, die den HbA1c-Zielwert von weniger als 7 % erreichten, nahm dabei im Zeitverlauf durchschnittlich von 19,0 % auf 38,8 % zu. Der Anteil der Kinder und Jugendlichen mit einem HbA1c-Wert von mehr als 9 % sank dagegen von 24,1 % auf 13,1 %.

Eine Insulinpumpe nutzten 2013 durchschnittlich 42,9 % der Betroffenen, 2022 waren es dagegen bereits 60,2 %. Ähnliches beobachteten die Forschenden hinsichtlich der Anwendung von CGM-Systemen: Zu Beginn des Analysezeitraums waren diese mit einem Anteil von 18,7 % eher die Ausnahme, 2022 war ihr Anteil dann jedoch auf 81,7 % gestiegen. 

Die aggregierte Ereignisrate der diabetischen Ketoazidose ging zwischen 2013 und 2022 geringfügig zurück (3,1 vs. 2,2 Ereignisse pro 100 Personenjahre). Ähnliches galt für die Häufigkeit schwerer Hypoglykämien: Sie reduzierte sich von 3,0 (2013) auf 1,7 (2022) Ereignisse pro 100 Personenjahre.

Spezialisierte Betreuung und Zugang zu Hilfsmitteln

Auch Heranwachsende profitieren hinsichtlich der glykämischen Kontrolle von einem modernen Diabetesmanagement, so das Fazit der Forschenden. Die Etablierung von Diabetesregistern, das Formulieren strenger HbA1c-Ziele und die Verfügbarkeit moderner Insuline sowie technischer Hilfen haben daran einen großen Anteil, betonen sie. Als ermutigend werten sie die Tatsache, dass trotz des Anvisierens niedrigerer HbA1c-Zielwerte schwere Hypoglykämieereignisse offenbar rückläufig sind. Voraussetzung für das Erreichen der ISPAD-HbA1c-Ziele sei, dass alle Kinder und Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes eine spezialisierte diabetologische Betreuung inklusive Zugang zu den modernen technischen Hilfsmitteln (insbesondere CGM) erhalten.

Quelle: Zimmermann AT et al. Lancet Diabetes Endocrinol 2025; 13(1): 47-56; doi: 10.1016/S2213-8587(24)00279-1
Karges B, Knip M. Lancet Diabetes Endocrinol 2025; 13(1): 6-7; doi: 10.1016/S2213-8587(24)00311-5