„Best of Apps“: Der CardioCoach überzeugt international
Für den Bundesverband niedergelassener Kardiologen stellte der Münchner Kollege Dr. Franz Goss den CardioCoach vor. Die App soll als Ersatz für die elektronische Gesundheitskarte dienen, die seit Jahren nicht in die Puschen kommt, und überflüssige Doppeluntersuchungen verhindern, Therapieergebnisse verbessern und Kosten sparen. Ein großer Vorteil: Sie kann kostenlos in den üblichen Web-Stores und beim BNK bezogen werden.
Folgende fünf Module gehören zum CardioCoach:
- Modul 1 registriert zentrale Herz-Kreislauf-Funktionen wie Herzfrequenz und Blutdruck.
- Modul 2 umfasst die gesamte Patientenakte. „Der Patient kann Befunde und Dokumente wie ID-Karten für Devices einfach mit dem Smartphone abfotografieren“, meinte Dr. Goss. „Auf die Schönheit des Papiers kommt es schließlich nicht an, sondern auf die Qualität der Information.“
- Modul 3 dokumentiert die Medikation, indem der Barcode der Packung abfotografiert wird. Dadurch bekommt der Arzt mit, welches Präparat in der Apotheke tatsächlich ausgegeben wurde. Außerdem gibt es einen Reminder, der den Patienten an die Arzneieinnahme erinnert, und er hat die Möglichkeit, Folgerezepte über die App zu ordern.
- In Modul 4 kann der Arzt Präventionsziele eingeben, beispielsweise ein Bewegungsprogramm. Die App kontrolliert, ob der Patient seine Ziele einhält.
- Modul 5 schließlich fasst alle Daten für den nächsten Arztbesuch zusammen.
Der Patient selbst kontrolliert, wer die Daten sehen darf und wann. Die Genehmigung dafür erlischt automatisch nach 30 Minuten – es handelt sich also nicht um einen Freibrief mit unbegrenzter Gültigkeit. Weitere Module sind in Planung, berichtete Dr. Goss: ein News-Kanal mit Infos zu Kardio-Themen, etwa Vorhofflimmern, TAVI oder Schrittmacher, Verbindungen zu Devices wie Fitnesstracker oder Smartwatch und ein Modul, mit dem elektronisch patientenrelevante Endpunkte für Forschungsprojekte ausgewertet werden können.
Diese App hat das ESC-Auditorium so überzeugt, dass es sie bei der Schlussabstimmung auf Platz 1 der insgesamt sieben vorgestellten Projekte wählte.
Auf Platz 2 landete „The Box“ von den Kollegen der Universität Leiden. Dabei handelt es sich um einen Service für Herzkranke, der die Versorgung nach Entlassung aus der Klinik verbessern soll. „Das ist eine schwierige Situation für Patienten, die plötzlich von 0 % auf 100 % Selbstmanagement umschalten müssen“, sagte Dr. Roderick Treskes, der das Programm vorstellte.
Konkurrenz durch sechs weitere Apps
„The Box“ bietet drei Smart-Devices, die Gewicht, EKG und Blutdruck kontrollieren und an die Klinik rückmelden. Dort prüft ein Algorithmus, ob die Daten auffällig sind und ärztlich begutachtet werden müssen.
Bei den Patienten kommt das System gut an. Die wenigen, die aussteigen, tun das in der Regel vor dem ersten Gebrauch. Derzeit trägt die Klinik die Kosten für die Box, aber letztlich hat sich gezeigt, dass damit erhebliche Einsparungen möglich sind. Jetzt wollen die Leidener Kollegen mit den Kassen über die Kostenübernahme verhandeln.
Vorgestellt wurden außerdem:
- eine australische App für Patienten an der Peritonealdialyse (PD BUDDY)
- eine schwedische App für Patienten mit Herzinsuffizienz (OPTILOGG)
- ein US-Projekt der Johns Hopkins University für Postinfarktpatienten (Corrie Health)
- eine Doppel-App der ESC für Patienten mit Vorhofflimmern und deren Ärzte (myAF und AF Manager)
- das System eines österreichischen Start-ups (Cubile Health), das die Betreuung von Patienten in Kliniken und Pflegeeinrichtungen mithilfe eines unter der Matratze platzierten Sensorpads erleichtern soll – das Pad misst Vitalparameter wie Herzfunktion und Atmung und soll künftig auch die Nierenfunktion erfassen können
Quelle: ESC* Congress 2018
* European Society of Cardiology