Betriebliche Gesundheitsförderung bewirkt offenbar nichts
Grundsätzlich klingt die Idee logisch: Wer als Firmenchef frühzeitig in die Gesundheit der Arbeitnehmer investiert, hat nicht nur die weniger kranken, sondern auch die zufriedeneren Angestellten. Nur leider sei den Beobachtungsstudien, die das belegen, nur bedingt zu trauen, finden Dr. Zirui Song und Dr. Katherine Baicker von der Harvard Medical School in Boston und der Universität Chicago. Beispielsweise wird ignoriert, dass vor allem die ohnehin gesünder lebenden Angestellten solche freiwilligen Angebote wahrnehmen und dadurch die geeignete Kontrollgruppe fehlt.
Dr. Song und Dr. Baicker wollten das besser machen: Sie boten randomisiert in 20 Außenstellen (mit je etwa 108 Mitarbeitern) einer amerikanischen Warenhauskette ihre acht mehrwöchigen Programmmodule an – 20 weitere Verkaufsstellen dienten als primäre Kontrollgruppen. Angeleitet von Diätberatern begann der Teil der Angestellten, der an mindestens einem freiwilligen Modul teilnahm (35,2 %), an Ernährung, Trainingszustand, Gewicht, Schlaf und Stressmanagement zu feilen.
Die Erfolge blieben bescheiden. Ein vermehrtes sportliches Engagement gaben nach 18 Monaten 69,8 % der Teilnehmer an, in der Kontrollgruppe waren es 8,3 % Prozentpunkte weniger. Fürs eigene Gewicht taten 69,2 % der Geförderten etwas, dem standen 54,7 % gegenüber. Alle anderen überprüften klinischen medizinischen und pharmazeutischen Messgrößen blieben durch das Programm unverändert. Dabei machte es keinen Unterschied, ob es sich um per Fragebogen ermittelte (Schlafqualität, Nahrungsmittelwahl) oder gemessene Werte (Cholesterin, Blutdruck und BMI) handelte. Auch Fehlzeiten und Arbeitsleistung waren in beiden Gruppen gleich.
Unternehmen sollten nicht zu viel erwarten
Die bisherigen Annahmen kann das anspruchsvollere Studiendesign damit nicht bestätigen, schlussfolgern die Autoren. Die Daten zeigen, dass die Erwartungen an die finanziellen Vorteile solcher Programme heruntergeschraubt werden sollten, zumindest auf kurze Sicht.
Quelle: Song Z, Baicker K. JAMA 2019; 321: 1491-1501