Salzersatz im Essen Blutdrucksenkung schmackhaft machen

Autor: Dr. Dorothea Ranft

Ersatzsalze sind ungeeignet für Patienten mit 
Nierenfunktionsstörung. Ersatzsalze sind ungeeignet für Patienten mit Nierenfunktionsstörung. © detry26‒ stock.adobe.com

Konsequenter Kochsalzverzicht senkt den arteriellen Blutdruck, das steht mittlerweile außer Frage. Allerdings ziehen nur wenige Patienten bei dieser Maß­nahme dauerhaft mit. Ersatzsalze können ihnen die natriumarme Ernährung erleichtern.

Bei der nicht-medikamentösen Hypertonietherapie ist kochsalzarmes Essen von zentraler Bedeutung. Aufgrund des faden Geschmacks salzreduzierter Speisen halten viele Patienten diese Ernährungsweise jedoch nicht lange durch. Ersatzprodukte hingegen, die meist 75 % NaCl und 25 % KCl enthalten, beeinflussen den Genuss beim Essen kaum, berichtet Prof. Dr. ­Walter ­Zidek von der ­Meoclinic in ­Berlin. Zudem hat die erhöhte Kaliumzufuhr einen zusätzlichen blutdrucksenkenden Effekt. 

In einer Untersuchung mit rund 21.000 Teilnehmern fand sich über knapp fünf Jahre Beobachtungszeit unter einem derartigen Salzersatz im Vergleich zu herkömmlicher Nahrung mit Kochsalz eine signifikant verringerte Mortalität. Auch das Risiko für Schlaganfälle oder ein akutes Koronarsyndrom war gemindert. In beiden Gruppen traten etwas mehr als drei Hyperkaliämien pro 1.000 Patientenjahre auf.

In einer anderen Arbeit wurde untersucht, ob sich mittels NaCl- Ersatz Antihypertensiva einsparen lassen. Am Ende der dreijährigen Beobachtungszeit benötigten Studien­teilnehmer, deren Essen anstelle des normalen Kochsalzes mit einem Salzersatzstoff zubereitet worden war, tatsächlich weniger der blutdrucksenkenden Medikamente. Prof. ­Zidek schätzt, dass die Wirkung des Salzersatzes in etwa den Effekten eines gängigen Antihypertensivums entspricht. 

Hohe Sterblichkeit bei niedriger Natriumzufuhr?

Studienergebnisse, denen zufolge ein verminderter Kochsalzkonsum die Sterblichkeit erhöht, konnten inzwischen widerlegt werden, erläutert Prof. ­Zidek in seinem Übersichtsartikel. Bestimmte Erkrankungen mit hohem Sterberisiko wie Krebs oder chronische Kachexie verringern die Nahrungaufnahme erheblich und damit auch den Kochsalzverzehr. Ein derartiges epidemiologisches Phänomen bezeichnet man als reverse Epidemiologie oder als Risikofaktor-Paradoxon. 

Die Gefahr einer Hyperkali­ämie ist dabei statistisch betrachtet gering. Um aber jedwedes vermeidbare Risiko auszuschließen, sollte man seine Patienten umfassend beraten, meint Prof. ­Zidek. Für Personen mit verminderter Nierenfunktion oder mit Nebenniereninsuffizienz – und möglicherweise auch bei schlecht eingestelltem Diabetes mellitus – sind die Ersatzsalze in der  Regel ungeeignet, so der Experte. Auch Patienten unter kaliumsparender Medikation sollten von einer solchen Ernährungsumstellung absehen.

Quelle: Zidek W. Inn Med (Heidelb) 2022; 63: 1097-1104;  DOI: 10.1007/s00108-022-01312-0