Blutuntersuchung: Gängige Abnahmesysteme verfälschen den Aluminiumwert
Die quantitative Bestimmung von Aluminium im Blut muss aus speziellen, für die Metallanalyse geeigneten Röhrchen erfolgen. Der Grund: Herkömmliche Abnahmesysteme können Aluminium an die Probe abgeben und erhöhte Werte vortäuschen, berichtet ein Team um Professor Dr. Marcial Velasco Garrido vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf.
Labor ergab achtzigfach erhöhten Serumspiegel
Die Gruppe schildert den Fall einer Schwangeren, die sich aufgrund extrem erhöhter Aluminiumwerte im Serum (> 400 μg/l; Referenz: < 5 μg/l) vorstellte. Die Analyse war zwei Tage zuvor in einem auswärtigen Labor durchgeführt worden, nachdem bei einer Trinkwasseranalyse aus dem grundstückseigenen Brunnen eine Überschreitung des gesetzlichen Grenzwerts aufgefallen war. Eine berufliche Exposition und Hobbys schieden als Ursache aus. Auch die Ernährung, der Gebrauch von Hygieneartikeln oder Kosmetika sowie Medikamente vermochten die Werte nicht zu erklären.
Da die Patientin keinerlei neurologische Beschwerden aufwies – neurotoxische, enzephalopathische Symptome treten bereits ab einer Serumkonzentration von 80 bis100 μg/l auf – vermuteten die Arbeitsmediziner eine Kontamination des Probenmaterials. Eine erneute Bestimmung aus Vollblut bestätigte ihren Verdacht: Bei der andernorts durchgeführten Analyse waren offenbar konventionelle, aluminiumfreisetzende Serumröhrchen und Kanülen verwendet worden. Die kontaminationsarmen Metallanalyse-Systeme der Arbeitsmediziner hingegen zeigten sowohl bei der Patientin als auch bei ihrem Mann eine Aluminiumbelastung unterhalb der Nachweisgrenze.
Die tägliche orale Aufnahme von Aluminium über die Nahrung und das Trinkwasser liegt in Deutschland bei 9,5 bis 13 mg, erläutern die Toxikologen. Bei Einnahme aluminiumhaltiger Antazida sind Belastungen im Grammbereich möglich. Gesunde Menschen mit intakter Nierenfunktion bewältigen diese Mengen jedoch problemlos. Die Bioverfügbarkeit aus aluminiumhaltigen Deodorants ist mit weniger als 0,002 % sehr gering.
Beim Metallnachweis hat die Präanalytik großes Gewicht
Aluminiumintoxikationen sind außerhalb beruflicher Expositionen (z.B. beim Aluminiumschweißen) beim Gesunden extrem selten, schreiben die Experten abschließend. Soll die Belastung mit Metallen untersucht werden, ist die Präanalytik entscheidend. Eine Kontamination der Probe durch Verunreinigungen der Haut oder das Probenabnahmesystem muss zuverlässig ausgeschlossen sein.
Quelle: Velasco Garrido M et al. Hamburger Ärzteblatt 2021; 3: 32-33