Selten, aber lebensbedrohlich Commotio cordis kann jeden treffen

Autor: Sabine Mattes

Basketball ist keine Kontaktsportart im engeren Sinne und daher eher untypisch für ein solches Ereignis, erklären die Wissenschaftler. Basketball ist keine Kontaktsportart im engeren Sinne und daher eher untypisch für ein solches Ereignis, erklären die Wissenschaftler. © pinkrabbit – stock.adobe.com

Eine Sporthalle in Bukarest: Mitten in einem Basketballturnier kommt ein 18-jähriger Schüler nach einem Ellbogenstoß eines Mitspielers auf den Brustkorb ins Straucheln und bricht zusammen.

Er erleidet einen Herzstillstand. Die Ersthelfer sind sofort zur Stelle und starten die Wiederbelebung. Eine einmalige Defibrillation bringt den Teenager zurück ins Leben. Er wird ins Krankenhaus gebracht, wo er sich vollständig erholt.

Eine ventrikuläre Tachykardie mit anschließendem Herzstillstand nach einem plötzlichen Schlag auf den Brustkorb – Commotio cordis – ist ein extrem seltenes, aber lebensbedrohliches Phänomen, schreiben Barry Maron, Lahey Hospital and Medical Center in Burlington, und Kollegen. Die meisten Fälle treten in Sportarten wie Baseball oder Hockey auf, ausgelöst durch körperlichen Kontakt oder den Einschlag eines harten Gegenstands (oft ein Ball oder ein Puck). Auch wenn der Mechanismus noch nicht vollständig geklärt ist, scheinen zwei Faktoren entscheidend zu sein: Der Einschlag eines stumpfen Objekts muss direkt über dem Herzen erfolgen und zwar genau in dem Moment, bevor die ansteigende T-Welle ihren Höhepunkt erreicht. Dies entspricht einem Zeitfenster von 20 ms bzw. einem Prozent des Herzzyklus.

Der Stoß löst eine ventrikuläre Tachykardie aus, die in Kammerflimmern übergeht und zu einem Herzstillstand führt. Oft sind die Betroffenen in der Lage, noch einige Schritte zu gehen, bevor sie zusammenbrechen – wie im beschriebenen Fall.

Basketball ist keine Kontaktsportart im engeren Sinne und daher eher untypisch für ein solches Ereignis, erklären die Wissenschaftler. Der Teenager war zuvor vollständig gesund gewesen und es lagen keine familiären Vorbelastungen vor. Der beschriebene Fall verdeutliche, dass eine Commotio cordis anscheinend in allen Situationen, in denen es zu plötzlichen Schlägen auf den Brustkorb kommt, auftreten kann, betont das amerikanische Forscherteam. Es handelt sich um ein reversibles Ereignis, das jedoch eine sofortige Reanimation mit Einsatz eines Defibrillators erfordert. Effektive Präventivmaßnahmen gibt es nicht. Wichtig ist deswegen, dass Trainer und Sportler wissen, was zu tun ist, und richtig ausgerüstet sind. Glücklicherweise war dies in der beschriebenen Situation der Fall, sodass der Teenager gerettet werden konnte.

Quelle: Maron BJ et al. Heart Rhythm Society 2023; DOI: 10.1016/j.hrcr.2023.10.013