Corona: UVC-Lampen zur Raumdesinfektion vielversprechend

Autor: Dr. Susanne Gallus

Mit UVC gegen SARS-CoV-2? Mit UVC gegen SARS-CoV-2? © hunterpic2013, Design Praxis – stock.adobe.com

Derzeit wird nach Wegen gesucht, die Belastung der Luft durch SARS-CoV-2-Aerosole zu verringern. Eine Option wäre die Nutzung von Lampen mit kurzwelliger UVC-Strahlung.

Ein Supermarkt in Hamburg hat es bereits vorgemacht: UVC-Lampen an der Filialdecke sollen die Ausbreitung von SARS-CoV-2 in den von Menschen stark frequentierten Bereichen reduzieren. Dass sich UV-Strahlung zur Desinfektion eignet, ist keine neue Erkenntnis. Im OP und in Laboren wird die Methode schon länger genutzt.

Allerdings hat man bei den Standard-UVC-Lampen mit einer Wellenlänge von 254 nm das Problem, dass genug Abstand zum Strahler gehalten werden muss – oder sich niemand im Raum aufhalten darf, solange die Lampe in Gebrauch ist. „Je kurzwelliger die Strahlung, desto geringer die Eindringtiefe“, erklärte Professor Dr. Thomas­ Schwarz­ vom Universitäts-Klinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel. Anders als das längerwellige UVB trifft UVC dadurch nur die oberen Schichten der Haut. Dennoch kann es durch die Strahlen zu Erythemen und Hornhautschäden kommen. Wellenlängen zwischen 207–222 nm (far UVC) hingegen durchdringen weder die Zellmembran noch den Tränenfilm. Daher fallen die schädlichen Wirkungen für den Menschen weg.

Gleichzeitig gilt: „Je weiter man in den kurzwelligen Bereich geht, umso höher wird die germizide Wirkung“. Warum man sich dieses Phänomen bislang nicht zunutze gemacht hat, ist schnell erklärt: Erst durch die moderne LED-Technik wurde es möglich, den genannten UV-Bereich fast monochromatisch bei gleichzeitig geringem Energieverbrauch zu emittieren, berichtete der Dermatologe.

Nachdem bereits 2018 die abtötende Wirkung auf aerosolisierte Influenza-Viren (H1N1) nachgewiesen wurde, folge dieses Jahr ein ähnliches Experiment mit SARS-CoV-2.1 Aerosole der humanen Virusstämme alpha HCoV-229E und beta HCoV-OC43 wurden mit far-UVC-Dosen zwischen 1,7 und 1,2 mJ/cm² bestrahlt. Insgesamt ließen sich innerhalb von 25 Minuten 99,9 % der Viren inaktivieren. Die Expositionszeiten für eine etwas weniger vollständige Abtötung lagen entsprechend darunter: 16 Minuten für 99 %, 11 Minuten für 95 % und 8 Minuten für 90 %.

Auch Prof. Schwarz sieht in dieser Technik einen Durchbruch. Die effektiven Dosen bleiben deutlich unter der hierzulande von den Behörden festgelegten UVC-Obergrenze von 3 mJ/cm²/h. Denkbar sei zukünftig der flächendeckende Einsatz in Flughäfen, Bahnhöfen oder Schulen, „um die Belastung mit kontaminierten Aerosolen zu senken“. Der zusätzliche Vorteil besteht darin, dass das Licht mit abnehmender Wellenlänge auch weniger violett erscheint. Wann die ersten regulären 222-nm-LED-Geräte auf den Markt kommen, bleibe abzuwarten. Prof. Schwarz sieht sie im Rennen aber vor der Zulassung der Vakzine.

Quellen:
1. Buonanno M et al. Sci Rep 2020; 10: 10285; DOI: 10.1038/s41598-020-67211-2
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