Corona: Dank Maske weniger Inokulum und Krankheitssymptome
Das generelle und verpflichtende Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung kann wie eine Art Variolation zu einer Immunität gegen SARS-CoV-2 führen. Das könnte einer Hypothese zufolge helfen, die Verbreitung des Virus einzudämmen.
Was diese Inokulum-Theorie stützt, erläutern Dr. Monica Gandhi von der Universität San Francisco und Kollegen. Neue Untersuchungen lassen demzufolge darauf schließen, dass eine Coronavirusinfektion leichter oder gar asymptomatisch verläuft, wenn die betroffenen Personen eine Mund-Nase-Maske tragen. Denn die Viruszahl, die in den Körper gelangt, spielt für die Schwere der Erkrankung eine entscheidende Rolle, schreiben die Wissenschaftler.
Durch die Gesichtsbedeckung werden demnach nicht nur die Mitmenschen geschützt. Vielmehr wird auch die Virusmenge, die man selber einatmet, in jedem Fall geringer. Und tatsächlich hat der Anteil an asymptomatischen Verläufen dort zugenommen, wo neben anderen Maßnahmen konsequent auf das Bedecken von Mund und Nase als Virusschutz gesetzt wurde, so die Autoren weiter. So bezifferte eine Übersichtsarbeit aus der Vor-Masken-Ära den Anteil asymptomatischer Verläufe an allen SARS-CoV-2-Infektionen noch auf 15 %. Ein aktueller Review aus der Maskenzeit kommt auf 40 % bis 45 %.
Etwas ganz ähnliches hat man nach einem Coronavirus-Ausbruch auf einem argentinischen Kreuzfahrtschiff beobachtet. Alle Passagiere waren umgehend mit chirurgischen Masken ausgestattet worden, die Crew mit Schutzmasken vom Typ N95. Am Ende lag der Anteil asymptomatischer Infektionen an allen Infizierten mit 80 % überraschend hoch. Bei einem Ausbruch auf einem anderen Schiff, bei dem keine Masken zum Einsatz gekommen waren, blieben lediglich 20 % der Infizierten symptomfrei.
Die Autoren berichten noch von einer anderen Beobachtung: In Ländern, die eine strenge Maskenpflicht eingeführt hatten, lag die Mortalität der Erkrankung vergleichsweise niedrig. Die Sterberaten blieben auch dann unten, als die Lockdown-Maßnahmen gelockert wurden und die Fallzahlen wieder stiegen.
Da präsymptomatisch oder asymptomatisch Infizierte das Virus ebenso stark verbreiten wie offenkundig Erkrankte, dürfte der steigende Anteil asymptomatischer Infektionen zu einer Zunahme der Virusexposition in der Gesamtbevölkerung führen, so die Überlegung. Das sollte zu einer allgemein besseren Immunität gegenüber SARS-CoV-2 beitragen, was wiederum die Ausbreitung des Virus auf lange Sicht eindämmen würde.
Solange es keine für jedermann zugängliche Impfung gibt, müsse man sämtliche Maßnahmen ausschöpfen, um das Coronavirus weniger bedrohlich zu machen. Und das lasse sich unter anderem durch konsequentes Tragen von Masken erreichen, argumentiert das Team um Dr. Gandhi.
Mittlerweile gebe es immer mehr Evidenz, dass Reinfektionen extrem selten sind. Dies spricht den Autoren zufolge dafür, dass sich bei Infizierten eine Immunität entwickelt. Die adaptive Immunantwort auf SARS-CoV-2 scheint dabei weniger auf humoralen Mechanismen zu beruhen, sondern in einer starken zellvermittelten Immunität zu bestehen, auch nach milden oder asymptomatischen Verläufen.
Quellen:
1. Gandhi M et al. New Engl J Med 2020; DOI: 10.1056/NEJMp2026913
2. Gandhi M et al. J Gen Intern Med 2020; 35:3063-3066; DOI: 10.1007/s11606-020-06067-8