Corona: Zusätzlicher Schutz während Flugreisen vermutlich sinnvoll
Am 9. März flogen 102 Personen von Tel Aviv nach Frankfurt. Dafür brauchte ihre Maschine vier Stunden und 40 Minuten. Besondere Sicherheitsvorkehrungen wie das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes gab es zu diesem Zeitpunkt auf Flügen noch nicht, schreiben Dr. Sebastian Hoehl vom Institut für Medizinische Virologie der Uniklinik Frankfurt und Koautoren.
Zu den Passagieren gehörte eine 24-köpfige Reisegruppe, die zuvor Kontakt mit einem an COVID-19 erkrankten Hotelmanager hatte. Am Frankfurter Flughafen wurden sieben dieser 24 Touristen mittels Rachenabstrich positiv auf SARS-CoV-2-RNA getestet. Vier der Infizierten waren schon während des Fluges mit Symptomen aufgefallen, zwei entwickelten diese erst später und einer blieb beschwerdefrei.
Um mögliche Transmissionen zu erfassen, wurden die übrigen Passagiere vier bis fünf Wochen nach der Reise telefonisch kontaktiert. Allen Personen, die in den zwei Reihen vor oder hinter einem der sieben SARS-CoV-2-positiven Touristen gesessen hatten, boten die Autoren eine serologische Abklärung an. Die gleiche Offerte erhielten Reisende, die in der Zwischenzeit Symptome gezeigt hatten.
Bei zwei Mitreisenden fielen die Antikörpertests positiv aus, beide negierten Kontakte mit COVID-19-Patienten in der Zeit vor oder nach dem Flug. Aufgrund der damals niedrigen Infektionszahlen in Deutschland und Israel war eine solche Begegnung auch eher unwahrscheinlich.
Filteranlagen und Luftstromführung verringern Übertragungsrisiko möglicherweise
Somit hatten sich die zwei Reisenden vermutlich bei den Gruppentouristen angesteckt – und zwar mit hoher Wahrscheinlichkeit an Bord und nicht vor oder nach dem Flug (z.B. am Gate). Für einen solchen Zusammenhang spricht auch, dass die beiden Infizierten in der Nähe der Indexpatienten gesessen hatten.
Mit diesen zwei Fällen lag die Zahl der Infektionen unter den Passagieren niedriger als die Autoren bei sieben Ausgangspatienten im Voraus erwartet hatten. Filteranlagen und eine spezielle Luftstromführung in der Kabine verringern möglicherweise das Übertragungsrisiko, mutmaßen die Kollegen. Ausschließen können sie eine Transmission aber wohl nicht. Die Autoren vermuten, dass ein zusätzliches Tragen von Masken die Infektionsgefahr noch weiter reduziert hätte.
Quelle: Hoehl S et al. JAMA Netw Open 2020; 3: e2018044, DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2020.18044