Sie sterben an, nicht mit Corona – Obduktionen klären Todesursache
Ohne Obduktionen stagniert der medizinische Erkenntnisgewinn. Darin stimmten die Vertreter des Bundesverbandes Deutscher Pathologen, der Deutschen Gesellschaft für Pathologie und der Deutschen Gesellschaft für Neuropathologie und Neuroanatomie überein. Besonders bei bislang unbekannten Erkrankungen wie COVID-19 sei dieses „älteste und wichtigste Instrument“ unabdingbar, um neues Wissen zu erlangen, betonte Professor Dr. Gustavo B. Baretton vom Institut für Pathologie der Medizinischen Fakultät an der TU Dresden.
Zusammen mit anderen führenden Kollegen stellte er die Ergebnisse von 154 Obduktionen vor, die in den vergangenen Monaten deutschlandweit an verstorbenen COVID-19-Patienten durchgeführt worden waren. Das Durchschnittsalter in der Kohorte lag bei 70 Jahren, zwei Drittel der Patienten waren männlich. Als häufige Komorbiditäten identifizierten die Pathologen kardiovaskuläre Erkrankungen (etwa 43 %), vorbestehende Lungenleiden (ca. 16 %) sowie Diabetes oder Adipositas (ca. 12 %). Bei 8 % war es zu komplizierten bakteriellen Infektionen gekommen.
Doch Komorbiditäten spielten laut den Experten eine eher untergeordnete Rolle. Viel interessanter war: Ein Großteil der Toten wies massive Schäden an den Blutgefäßen, eine ausgeprägte Thrombosierung (inbesondere in den feinsten Lungengefäßen) sowie eine spezielle Form der Gefäßneubildung auf.
SARS-CoV-2 im ZNS
Die Befunde im Detail
- diffuser Alveolarschaden mit oder ohne Bronchopneumonie (52%)
- Thrombosen und Thromboembolien (19 %)
- Mikrothromben (20 %)
- Endothelialitis (9 %)
Quellen:
Video-Pressekonferenz des Bundesverbandes Deutscher Pathologen, der Deutschen Gesellschaft für Pathologie und der Deutschen Gesellschaft für Neuropathologie und Neuroanatomie
1. Puelles VG et al. N Engl J Med 2020; 383: 590- 592; DOI: 10.1056/NEJMc2011400
2. Varga Z et al. Lancet 2020; 395: 1417-1418; DOI: 10.1016/S0140-6736(20)30937-5