COVID-19: Anhaltende Beschwerden bei ehemaligen Patienten ernst nehmen
Als postakut gilt COVID-19, wenn die Symptome länger als drei Wochen anhalten, als chronisch, wenn sie mehr als zwölf Wochen bestehen bleiben, schreibt das Team um Professor Dr. Trisha Greenhalgh vom Nuffield Department of Primary Care Health Sciences der Universität Oxford, die selbst in der Primärversorgung arbeitet. Zu einer verzögerten Abheilung kann es bereits nach einer leichten Akuterkrankung kommen – auch junge fitte Menschen bleiben davon nicht verschont.
Die Liste der möglichen Symptome ist lang und reicht von Kurzatmigkeit über Hautausschläge bis hin zu verschlechterter Diabeteskontrolle (s. Kasten). Gezielte Labortests erleichtern die Ursachenforschung, sind aber nur in manchen Fällen nötig. Bei Patienten mit Dyspnoe sollte z.B. eine Anämie ausgeschlossen werden, ein Troponintest kann Hinweise auf ein akutes Koronarsyndrom oder eine Myokarditis geben.
Kandidaten für eine hausärztliche Therapie sind vor allem Patienten, die in der Akutphase ambulant oder auf der Normalstation behandelt wurden. Von den ambulant behandelten Patienten erholen sich die meisten innerhalb von vier bis sechs Wochen mit leichtem aerobem Training (z.B. Walking), dessen Intensität langsam gesteigert werden kann, so die Erfahrung der Autoren. Wenn keine gravierenden Komorbiditäten vorliegen, orientiert sich die Behandlung an den Symptomen. Das oft vorhandene leichte Fieber lässt sich z.B. mit Paracetamol oder NSAR senken. Den Husten kann der Patient mit regelmäßigen Atemübungen lindern – vorausgesetzt, es bestehen keine Komplikationen (Superinfektion etc.). Der Betroffene sollte mehrmals am Tag für fünf bis zehn Minuten mit entspanntem Brustkorb und Schultern langsam durch die Nase ein- und durch den Mund ausatmen. Dadurch können sich Hustenreiz, Kurzatmigkeit und Fatigue bessern.
Zur Einschätzung des Schweregrads einer persistierenden Dyspnoe eignet sich die Pulsoximetrie. Ein belastungsinduzierter Abfall (Benommenheit oder schwere Kurzatmigkeit) lässt sich mit zwei einfachen Tests erfassen: Dabei wird die O2-Sättigung nach 40 Schritten und nach mehrfachem, möglichst schnellem Aufstehen aus dem Sitzen (1 Minute) erfasst. Ein Abfall um ≥ 3 % bei leichter Erschöpfung muss genauer abgeklärt werden. COVID-19-Patienten mit ausgeprägter respiratorischer Erkrankung können von einer pulmonalen Reha profitieren.
Post-COVID-Symptome
- Husten, leichtes Fieber, Fatigue (am häufigsten)
- Dyspnoe, Brust- und Kopfschmerz, neurokognitive Einschränkungen, Muskelschwäche und -schmerzen, gastrointestinale Störungen, Stoffwechselentgleisung (Diabetes), thromboembolische Ereignisse
- Hauterscheinungen: vesikulär, makulopapulär, urtikariell oder frostbeulenähnlich (sog. COVID-Zeh)
Quelle: Greenhalgh T et al. BMJ 2020; 370: m3026; DOI: 10.1136/bmj.m3026