COVID-19: Rekonvaleszenz dauert auch nach leichter Erkrankung mitunter Monate
Selbst drei Monate nach einer COVID-19-Erkrankung leiden viele Patienten noch immer an schwerwiegenden Gesundheitsproblemen. Darunter sind auch Betroffene mit eher mildem Verlauf, wie niederländische Wissenschaftler herausgefunden haben.
In ihre Studie schlossen sie 124 COVID-Patienten nach überstandener Erkrankung ein, von denen sich 97 nach einem Aufenthalt an der Universitätsklinik Nijmegen in ambulanter Nachsorge befanden. 59 von ihnen hatten eine mittelschwere, 46 eine ernste bis lebensbedrohliche Infektion durchgemacht. Die übrigen 27 Betroffenen waren nur leicht erkrankt, blieben aber länger als sechs Wochen symptomatisch. Sie waren vom Hausarzt für die Teilnahme vorgeschlagen worden.
Von den stationär behandelten Patienten zeigten 42 % auch drei Monate nach der akuten Infektion noch eine verringerte Diffusionskapazität. Die für COVID-19 typischen Milchglastrübungen im CT hatten sich bei fast allen zurückgebildet. Aber mehr als 90 % dieser Personen wies noch immer pulmonale Parenchymveränderungen auf, deren Ausmaß mit der Einschränkung des Gasaustauschs korrelierte.
Ein Fünftel der mittelschwer bis lebensgefährlich Erkrankten litt selbst ein Vierteljahr nach der Infektion noch an einer verminderten körperlichen Leistungsfähigkeit, und ein gutes Drittel klagte über psychische oder kognitive Defizite. Der Gesundheitszustand wurde allgemein als schlecht eingestuft: 64 % der Studienteilnehmer fühlten sich funktionell eingeschränkt, 69 % kämpften mit chronischer Müdigkeit, 72 % von ihnen gaben eine geringere Lebensqualität als vor der Erkrankung an, schreiben Dr. Bram van den Borst vom Radboud University Medical Center in Nijmegen und Koautoren.
Erstaunlich ist, dass die nur leicht erkrankten Teilnehmer ihren gesundheitlichen Status schlechter einstuften als ihre schwerer betroffenen Leidensgenossen. Außerdem litten sie ihrer Selbsteinschätzung zufolge unter einer stärkeren Dyspnoe, trotz unauffälliger Bildgebung und Lungenfunktion. Die Autoren haben dafür keine Erklärung. Sie räumen aber ein, dass das Kollektiv aufgrund der anhaltenden Symptomatik nicht repräsentativ für milde COVID-19-Fälle ist.
Quelle: van den Borst B et al. Clin Infect Dis 2020; DOI: 10.1093/cid/ciaa1750