Mund-Nasen-Schutz erhöht Sturzgefahr bei Senioren
Die SARS-CoV-2-Pandemie macht Maskentragen in vielen Situationen zur lästigen Pflicht. Nicht nur das Atmen und die Kommunikation sind durch die Mund-Nasen-Bedeckung behindert, auch das Sturzrisiko ist erhöht, insbesondere in der Corona-Risikogruppe Senioren. Neben dem Beschlagen von Brillengläsern liegt die Ursache vor allem im Wegfall des stabilitätssichernden peripheren unteren Gesichtsfeldes – auch bei Nicht-Brillenträgern.
Ständiges Zu-Boden-Blicken erhöht Unfallrisiko zusätzlich
Der permanente visuell-sensorische Input über die Bodenbeschaffenheit während des Gehens hilft uns, die Schritte angepasst zu setzen. Doch die weit über die Nase gezogene Maske schneidet diese Information weg. Den Tipp, beim Gehen doch einfach öfter mal auf den Boden zu blicken, halten englische Neuro- und Sportwissenschaftler gerade bei älteren Menschen sowie bei Patienten mit Parkinsonerkrankung oder diabetischer sensorischer Neuropathie allerdings für kontraproduktiv.
So hätten Studien gezeigt, dass Senioren häufiger daneben treten, wenn sie übermäßig zu Boden oder auf ihre Füße schauen. Zusätzlich verlieren sie bei gesenktem Blick sowie durch den ständigen Wechsel der Blickrichtung wichtige Informationen, die gewissermaßen als visueller Anker maßgeblich zur Balance im aufrechten Gang beitragen. Häufige und vor allem schnelle Kopfbewegungen können zudem zu einer Desynchronisation von visuellem und vestibulärem Feedback führen, fassen die Wissenschaftler den Kenntnisstand zusammen.
Abhilfe schaffen eng an der Nase sitzende Mund-Nasen-Bedeckungen, idealerweise maßgeschneidert oder im oberen Ende mit einem Drahtbügel versehen. Das Beschlagen der Brillengläser kann durch konsequent saubere Brillengläser minimiert werden, so die Autoren. Zudem gilt die Empfehlung, sich mehr Zeit zu lassen. Zwar ist langsames Gehen auch nicht unbedingt mit erhöhter Gangstabilität verbunden. Es beugt aber Stürzen besser vor als in Eile ständig auf den Boden zu blicken.
Quelle: Kal EC et al. BMJ 2020; 371: m4133; DOI: 10.1136/bmj.m4133