Masken-Laissez-faire: Klinikmitarbeiter „infektiöser“ als Patienten?
Die Angst ist zum Teil groß, sich in der Klinik bei stationären COVID-19-Patienten anzustecken. Doch dieser Infektionsweg gilt als eher unwahrscheinlich, erklärte Professor Dr. Petra Gastmeier vom Institut für Hygiene und Umweltmedizin der Charité – Universitätsmedizin Berlin. Wenn die Kranken aufgrund schwerer Symptome in die Klinik kommen, sind sie meist schon nicht mehr infektiös. In Deutschland wurde bislang nur sehr selten von nosokomialen COVID-19-Infektionen berichtet.
Gefährlicher könnten Patienten sein, die aus ganz anderen Gründen ins Krankenhaus aufgenommen, dann aber im Verlauf positiv auf SARS-CoV-2 getestet werden. So gibt es einen Bericht über einen Patienten mit Schulterinfektion, bei dem man kein Aufnahme-Screening vorgenommen hatte. Am vierten Tag entwickelte der in einem Einzelzimmer untergebrachte Mann Dyspnoe, was man nicht weiter ernst nahm, weil bei ihm eine COPD bekannt war. Erst am 7. Tag führte man bei ihm einen Coronatest durch, der positiv ausfiel. Trotzdem hatte sich keiner der 66 Mitarbeiter, die mit dem Patienten Kontakt hatten, infiziert – dank konsequentem Mund-Nasen-Schutz während der Arbeit.
Kaum berufliche Ansteckungen mehr
Bis Juli 2020 wurden allerdings knapp 6000 Fälle von COVID-19 bei Ärzten und Pflegepersonal als Berufskrankheit anerkannt. In der Charité traten solche Fälle fast ausschließlich vor Einführung der generellen Maskenpflicht im Krankenhaus auf und die Mitarbeiter hatten sich fast immer untereinander und nicht bei COVID-19-Patienten angesteckt, berichtete Prof. Gastmeier.
Gerade zu Beginn der Pandemie habe man beim Kontakt untereinander die Maske oft abgenommen. Einige „Cluster“ waren die Folge – auch an der Charité. Das höchste Ansteckungsrisiko im Krankenhaus hat man somit durch prä- oder asymptomatische Mitarbeiter, die allzu lässig mit der Maskenpflicht umgehen, betonte die Kollegin.
Quelle: 8. Infektiologie-Update-Seminar (Online-Veranstaltung)