COVID-19-Dermatose bereits im November 2019 in Italien nachgewiesen
Die Gegend rund um Mailand gehörte zu den ersten Brennpunkten der Coronapandemie. Dabei untersuchten Ärzte auch Hautveränderungen in Biopsien von mittels PCR positiv getesteten Patienten in verschiedenen Stadien der Erkrankung, berichten Dr. Raffaele Gianotti von der Universitá degli Studi di Milan und seine Kollegen.
Die Ergebnisse dieser Biopsien stellten sie denen von Dermatosen bei 20 Patienten ohne gesicherte Infektion gegenüber, die aber ein hohes Erkrankungsrisiko trugen, etwa wegen leichter, noch unspezifischer COVID-19-Symptome oder weil sie engen Kontakt zu einem Kranken mit nachgewiesener Infektion gehabt hatten. Und siehe da: Die histologischen Schnitte zeigten keine wesentlichen Unterschiede zwischen den beiden Gruppen. Die Mediziner konnten bei mehr als zwei Dritteln der Hochrisikogruppe in immunhistochemischen Färbungen das SARS-CoV-2-Nukleokapsid-Antigen nachweisen, ein Hauptprotein des Virus.
Im Juli 2020 erinnerten sich die Wissenschaftler in diesem Rahmen an eine 25-jährige Frau, die sie im November 2019 wegen einer urtikariaartigen Dermatose untersucht hatten. Ansonsten klagte sie damals lediglich über leichte Halsschmerzen. Eine Stanzbiopsie aus der Hautveränderung ergab dichte Infiltrate um Gefäße und Drüsen. Die Verdachtsdiagnose lautete „Lupus erythematodes tumidus“. Ein Abstrich zur PCR-Untersuchung war seinerzeit nicht erfolgt.
Nun aber fiel den Forschern auf, dass das histologische Bild, das die Hautbiopsie dieser jungen Frau gezeigt hatte, stark an das bei den COVID-19-Patienten gefundene erinnerte. Daher untersuchten sie die damals gewonnenen Proben erneut und entdeckten dabei mRNA für verschiedene SARS-CoV-2-Proteine, wenn auch nicht das Virus selbst. Die Hautveränderung der Betroffenen hatte sich bis April 2020 zurückgebildet – und im Juni 2020 schließlich fanden die Ärzte in ihrem Blut IgG-Antikörper gegen SARS-CoV-2. Möglicherweise handelt es sich also bei dieser jungen Frau um den ersten dermatologischen Coronafall in Italien, spekulieren die Wissenschaftler abschließend.
Quelle: Gianotti R et al. Br J Dermatol 2021; DOI: 10.1111/bjd.19804