
Impotent wegen Schuppenflechte Wenn Dermatosen die Freude rauben

Viele Männer leiden im Zuge einer Psoriasis auch an einer erektilen Dysfunktion (ED). Einen Hinweis auf das Ausmaß gibt eine dänische Kohortenstudie. Darin bekamen betroffene Männer signifikant häufiger Medikamente gegen ED verordnet als gesunde, die Hazard Ratio (HR) lag bei 1,14. Ein Lichen simplex chronicus geht laut einer anderen Arbeit ebenfalls mit einem erhöhten ED-Risiko einher (HR 1,74). Zur atopischen Dermatitis ist die Datenlage noch widersprüchlich, so Dr. Andrei Tanasov und Prof. Dr. George-Sorin Tiplica von der Carol Davila University of Medicine in Bukarest.
Chronische Infektionen werden ebenfalls mit Impotenz in Verbindung gebracht, am besten untersucht sind solche mit viraler Genese. Eine Arbeit zum humanen Papillomvirus ergab eine HR von 1,63 im Vergleich zu Hautgesunden. Für das Herpes-simplex-Virus 1 (HSV-1) wurde in einer anderen Untersuchung eine Verdopplung des Risikos verzeichnet, für HSV-2 sogar eine Versechsfachung. Vermehrt ED-gefährdet sind zudem Männer mit Gürtelrose in den vorangegangenen zwölf Monaten, v. a. solche im Alter unter 30 Jahren.
Auch Autoimmunerkrankungen können die Sexualität empfindlich beeinträchtigen: In einer Studie der EULAR* hatten 81 % der Teilnehmer mit Sklerodermie eine ED, 38 % waren schwer betroffen. Zum Pemphigus besteht wahrscheinlich ebenfalls eine Assoziation. Ein besonders hohes Risiko tragen nicht überraschend Hautkranke mit Beteiligung der Geschlechtsorgane. Ein Beispiel ist die Balanoposthitis bei der Schuppenflechte. Außerdem kommt es hier oft zu Dyspareunie und Juckreiz, beide verschlimmern sich nach dem Koitus. Genitaler Lichen sclerosus, planus und simplex chronicus verschlechtern ebenfalls das Sexualleben. Typisch für alle drei Erkrankungen sind Algesie, schmerzhafte Erektionen, balanopräputiale Adhäsionen, Phimose und Pruritus.
Bakterielle Infektionen, die beim Verkehr übertragen werden, können erektionsrelevante Komplikationen verursachen. Als Erreger kommen unter anderem Trichomonas vaginalis, Mycoplasma hominis und Chlamydia trachomatis in Betracht. Für Gonokokken wurden v. a. prostatische Abszesse beschrieben. Auch bei Patienten mit mykotischer Balanitis ist die Erektion nicht selten beeinträchtigt. Bei ihnen sollte man als potenzielle Komorbidität einen Diabetes ausschließen. Zudem nehmen viele Patienten Medikamente ein, die eine ED bewirken können, wie etwa Betablocker, Diuretika und Antidepressiva.
In der Praxis kommt es vor allem darauf an, die Funktionsstörung zu erkennen, denn viele Patienten sprechen ihr Problem nicht von selbst an. Zu empfehlen sind Fragebögen wie der im Internet auch auf Deutsch erhältliche International Index of Erectile Function (IIEF) oder der Sexual Health Inventory for Men (SHIM). Beide eignen sich gut zum ED-Screening und erfassen den Schweregrad ebenso wie den Therapieeffekt. Sie sollten deshalb allen Betroffenen und solchen mit erhöhtem Risiko angeboten werden, so die Autoren.
Mit einem strukturierten Interview lassen sich zugrundeliegende Faktoren, sexuelle Vorgeschichte, Partnerbeziehung und psychische Einflussfaktoren eruieren. Ein vorurteilsfreies Gespräch hilft, die Bedürfnisse des Patienten genauer zu erfassen. Auch der Rauchstatus und die aktuelle Medikation sind abzufragen. Wenn nächtliche Erektionen vorhanden sind oder die ED nur in bestimmten Situationen auftritt, ist an eine psychische Ursache zu denken.
Meatus auf Plaques und Deformitäten checken
Bei der genitalen Untersuchung lassen sich Haut- und Schleimhautveränderungen am Meatus urethrae dokumentieren, einschließlich Plaques und versteckter Deformitäten. Fibröse Verhärtungen, Schmerz und Deviation können von einer Induratio penis plastica herrühren. Für einen Hypogonadismus sprechen ein reduziertes testikuläres Volumen, eine reduzierte Scham- und Axillenbehaarung und eine Gynäkomastie, häufig in Kombination mit vermehrter Müdigkeit und verringerter Libido. Mit einer digitalen Palpation kann man verdächtige Veränderungen an der Prostata aufspüren.
Die Therapie erfolgt üblicherweise mit PDE-5-Inhibitoren und dem Ausgleich eines etwaigen Testosteronmangels. Optimale Behandlung der Dermatose und ein gesunder Lebensstil können auch die erektile Funktion verbessern. Wenn erforderlich, besteht für Hautpatienten mit ED die Möglichkeit, sich mit Vakuumpumpe, topischem Alprostadil oder Schwellkörper-Autoinjektion (SKAT) zu behandeln. Zusätzlich sollte man aber immer einen gesunden Lebensstil einschließlich Bewegung, ausgewogener Ernährung und genügend Schlaf empfehlen.
* European Alliance of Associations for Rheumatology
Quelle: Tanasov A, Tiplica GS. J Eur Dermatol Venerol 2025; DOI: 10.1111/jdv.20618