Zöliakie-assoziierte Dermatosen können auf glutenfreie Diät ansprechen
Vitiligo, Dermatitis herpetiformis, Alopezie und Psoriasis gehören zu den Hauterkrankungen, die besonders häufig mit einer Zöliakie assoziiert sind. Bei all diesen Entitäten sollte die Glutenunverträglichkeit immer per Antikörpernachweis und gegebenenfalls einer Dünndarmbiopsie abgeklärt werden, rät Professor Dr. Jobst Henker vom Kinderzentrum Dresden Friedrichstadt des Uniklinikums Dresden. Immerhin besteht bei einer gleichzeitig vorhandenen Zölikakie die Chance, dass sich durch die notwendige Ernährungsumstellung des Patienten langfristig auch dessen Hautaffektionen bessern.
Bei der Dermatitis herpetiformis Duhring handelt es sich praktisch um die Hautvariante der Zöliakie. Typisch sind die in Gruppen stehenden, stark juckenden, herpesähnlichen Bläschen, die theoretisch jede Hautregion betreffen können. Gesichert wird die Diagnose per Stanzbiopsie, in der sich mittels Immunfluoreszenz granuläre IgA-Ablagerungen an der Basalmembran der papillären Dermis nachweisen lassen. Da beim Morbus Duhring so gut wie immer auch eine Zöliakie besteht, gehört die glutenfreie Ernährung regelhaft mit zum Behandlungskonzept. Zusätzlich kann Dapson eingesetzt werden, das antibiotisch und entzündungshemmend wirkt.
Die Schuppenflechte betrifft in Deutschland rund 2–3 % der Bevölkerung. Nach bisherigen Daten leiden 0,2–4,3 % der Psoriasispatienten zusätzlich an einer Zöliakie. Auch in diesen Fällen ist es möglich, dass sich die Haut durch eine glutenfreie Ernährung bessert. Dies gilt womöglich sogar dann, wenn keine zöliakiespezifischen Antikörper und entsprechende Dünndarmveränderungen vorliegen.
Auch bei Patienten mit Alopecia areata sollten aufgrund der möglichen Assoziation mit der Zöliakie immer zöliakiespezifische Antikörper bestimmt werden. Laut einem Fallbericht kam es unter glutenfreier Ernährung bei einem betroffenen Kind zur Abheilung der kahlen Stellen.
Eine Vitiligo tritt bei bis zu 9,1 % der Zöliakiepatienten auf. Umgekehrt ließen sich in einer prospektiven Untersuchung bei drei von 174 Vitiligopatienten, zöliakietypische Antikörper nachweisen und die Unverträglichkeit bioptisch bestätigen. Bei zwei weiteren Patienten war die Erkrankung schon vorher bekannt gewesen. Zusammengenommen entspricht dies einer Prävalenz von 2,8 % – das liegt deutlich höher als in der Allgemeinbevölkerung, schreibt Dr. Henker. Wurde die Zöliakie bestätigt, bietet eine glutenfreie Ernährung die Chance auf Repigmentierung. Aber auch bei fehlenden serologischen Hinweisen auf eine Zöliakie scheint laut einzelnen Fallberichten, ein mehrmonatiger Glutenverzicht den Pigmentverlust zu bessern.
Quelle Text und Abb.: Henker J. internistische praxis 2020; 62: 482-488 © Mediengruppe Oberfranken - Fachverlage GmbH & Co. KG, Kulmbach