
Nebenwirkungen onkologischer Substanzen Curcumin als Adjuvans in der Krebstherapie?

Curcumin, ein Inhaltsstoff der Gelbwurz, wird in der chinesischen und der ayurvedischen Medizin seit Jahrtausenden gegen Entzündungen und bakterielle Infektionen eingesetzt. Seine antiinflammatorischen, antiinfektiösen und antioxidativen Eigenschaften lassen die Substanz aber auch für die westliche Schulmedizin interessant erscheinen. Zudem haben frühe pharmakologische Studien gezeigt, dass Curcumin die Apoptose auslösen sowie das Wachstum und die Verbreitung von Krebszellen hemmen kann.
Ein Team um Dr. Lisa Gutsche von der Klinik für Innere Medizin II am Universitätsklinikum Jena hat untersucht, was aus wissenschaftlicher Sicht derzeit über die Wirkung des Curcumins bei Tumorerkrankungen bekannt ist. Anhand von fünf großen medizinischen Datenbanken suchten die Forschenden nach randomisierten Studien, in denen (mindestens 80 %) erwachsene Krebskranke mit dem Wirkstoff behandelt worden waren. Teilnehmende in den Kontrollgruppen erhielten ein Placebo, Standardversorgung oder wurden lediglich beobachtet. Dr. Gutsche und ihre beiden Kolleginnen identifizierten 34 Veröffentlichungen mit insgesamt mehr als 2.400 Teilnehmenden. Die Patientinnen und Patienten litten in erster Linie an Kopf-Hals-Tumoren, gefolgt von Mamma-, Prostata- und kolorektalen Karzinomen. Die Gabe von Curcumin erfolgte systemisch oder topisch.
Schleimhautentzündungen besserten sich unter Curcumin
Positive Effekte fanden sich vor allem hinsichtlich der Linderung von typischen Nebenwirkungen einer konventionellen Chemo- und/oder Strahlentherapie. So konnte Curcumin die bei diesen Behandlungen häufig auftretenden Entzündungen der Schleimhäute (z. B. der Mundhöhle oder der Speiseröhre) bessern, und zwar stärker als die üblicherweise eingesetzte Chlorhexidin-Mundspülung oder Povidon-Jod. Das führte wiederum dazu, dass die Behandelten besser aßen und sich auf diese Weise die gefürchtete Tumorkachexie zumindest in Grenzen hielt. Bei Hautrötungen, beispielsweise infolge einer Strahlentherapie, wirkte Curcumin – teils wegen der besseren Bioverfügbarkeit als Nanopartikel gegeben – oftmals analgetisch. Zudem verminderte es die strahlentherapieinduzierte feuchte Desquamation. Zahlreiche Kranke beurteilten ihre Schmerzen insgesamt unter Curcumin als geringer als unter Placebo.
Bei „harten“ Endpunkten wie progressionsfreiem und Gesamtüberleben oder Tumoransprechen konnte Curcumin jedoch kaum punkten. Größtenteils fand sich in den Studien kein Unterschied zwischen den Verum- und den Kontrollgruppen. Hinsichtlich der Nebenwirkungen wurde lediglich in einer Studie von deutlich vermehrtem Erbrechen unter Gabe des Gelbwurzextrakts berichtet. Weitere unerwünschte Effekte betrafen ebenfalls meist den Gastrointestinaltrakt und wurden als mild eingestuft.
Die Autorinnen betonen, dass die ausgewerteten Arbeiten lediglich von moderater bis schlechter Qualität waren. So unterschieden sich die Bewertungsskalen und die untersuchten Aspekte. Eine geringe Stichprobengröße und Verzerrungseffekte waren keine Seltenheit. Um herauszufinden, inwieweit Krebskranke tatsächlich von Curcumin profitieren können, mahnen die Forscherinnen daher größere, qualitativ hochwertigere Studien mit einheitlichen Protokollen an. Erst dann könne man möglicherweise Empfehlungen aussprechen.
Quelle: Gutsche LC et al. Eur J Clin Pharmacol 2025; 81: 1-33; DOI: 10.1007/s00228-024-03764-9