E-Zigaretten Dampfen für den Tabakstopp
Ärzte und Fachgesellschaften sollten ihre Scheu überwinden und E-Zigaretten zur Tabakentwöhnung aktiv empfehlen, fordert Dr. Nancy Rigotti vom Massachusetts General Hospital in Boston. Die Geräte seien zwar nicht unschädlich und keine Wunderwaffen, können aber manchen Rauchern beim Aufhören helfen. In ihrem Editorial bezieht sie sich auf eine Studie von Prof. Dr. Reto Auer vom Berner Institut für Hausarztmedizin und seinem Team.
Die Forscher schlossen 1.246 Menschen, die mit dem Rauchen aufhören wollten, in die Studie ein. Das mediane Alter lag bei 38 Jahren und alle Teilnehmer rauchten median 15 Zigaretten täglich. Die Kontrollen erhielten die Standardberatung zum Tabakstopp und einen Geldgutschein, den sie z.B. für eine Nikotinersatztherapie nutzen konnten. In der Interventionsgruppe gab es statt des Gutscheins ein kostenloses E-Zigaretten-Set mit Liquidnachschub sowie optional eine kostenpflichtige Nikotinersatztherapie.
Beim Follow-up-Termin nach sechs Monaten wurde die Abstinenz biochemisch anhand von Urinproben oder der CO-Konzentration in der Ausatemluft geprüft. In der E-Zigaretten-Gruppe waren 29 % tabakrauchfrei, in der Kontrollgruppe etwa 16 %. Dies entsprach einer um 77 % höheren Wahrscheinlichkeit, auf Zigaretten zu verzichten. Tabakstopp bedeutete aber nicht zwingend Nikotinstopp. Zum Studienende hin rauchten 39,3 % der Interventionsgruppe nikotinhaltige E-Zigaretten. Die Teilnehmer machten bei der Nachuntersuchung zudem Angaben zu respiratorischen Symptomen: Keinen Husten oder Auswurf hatten 41% bzw. 62% der Dampfer und 34 % bzw. 51 % der Tabakraucher.
Die Daten stehen im Einklang mit dem aktuellen Cochrane-Review zum Gebrauch von E-Zigaretten in der Rauchentwöhnung, schreibt Dr. Rigotti. Der Metaanalyse zufolge ist die elektronische Alternative effektiver als Nikotinersatz- oder Verhaltenstherapie. Über die Langzeitsicherheit weiß man allerdings noch wenig. Auch bleibt offen, ob der Tabakstopp nach dem Wechsel Bestand hat. Prof. Auer und sein Team planen deshalb Nachuntersuchungen über die nächsten fünf Jahre – ohne kostenlose Liquids.
Quellen:
1. Rigotti NA. N Engl J Med 2024; 390: 664-665; DOI: 10.1056/NEJMe2314977
2. Auer R et al. N Engl J Med 2024; 390: 601-610; DOI: 10.1056/NEJMo2308815