Pigmentierte Hautläsionen Das ist bestimmt bösartig, oder?

Autor: Dr. Angelika Bischoff

Insbesondere Stellen, die der Patient selbst nicht sieht, gilt es, gut zu untersuchen. Insbesondere Stellen, die der Patient selbst nicht sieht, gilt es, gut zu untersuchen. © dream@do – stock.adobe.com

Hautläsionen hinsichtlich ihrer Malignität zu beurteilen, gehört mittlerweile schon zum Alltagsgeschäft. Experten geben eine Übersicht sowie Tipps und Tricks fürs Hautkrebsscreening.

Als anamnestisch malignitätsverdächtig gelten v.a. pigmentierte Läsionen an Körperstellen, die der Patient selbst nicht gut im Blick hat. Denn in diesem Fall ist unklar, wie lange eine Läsion, die man entdeckt, schon besteht und ob sie sich verändert hat, schreiben Richard Barlow, Queen Elizabeth Hospital Birmingham, und Kollegen. 

Generell klinisch verdächtig sind Läsionen, die

  • asymmetrisch sind, 
  • einen unregelmäßigen Rand aufweisen, 
  • verschiedenfarbig pigmentiert sind, 
  • einen Durchmesser von mehr als 6 mm haben, 
  • Entzündungszeichen aufweisen,
  • im Verlauf der letzten 3–6 Monate gewachsen sind oder 
  • sich in Form, Größe oder Farbe verändert haben. 

Ein Melanom ist umso wahrscheinlicher, je mehr dieser Merkmale zutreffen. Läsionen, die alle Merkmale aufweisen, sind zu einem Drittel Melanome. 
Weitere Warnzeichen für Melanome und nicht-melanozytären Hautkrebs sind Blutungen, Knötchenbildung, Ulzeration und die ausbleibende Heilung von Wunden. Zudem müssen individuelle Risikofaktoren der Patienten wie UV-Exposition, Sonnenbrandanamnese, heller Hauttyp und Hautkrebs-Familienanamnese erhoben werden, um die Wahrscheinlichkeit einer Malignität zu bewerten. 

UV-Schutz nicht nur in der Sonne

  • UV-Strahlung besteht während des gesamten Tages, nicht nur bei Sonnenschein.
  • Wasser kann bis zu 20 % und Schnee bis zu 70 % der UV-Strahlung reflektieren. 
  • Wetter-Apps geben auch Auskunft zu UV-Strahlung.
  • UV-Strahlung korreliert nicht mit der Temperatur! 
  • Fenster halten UV-Strahlen nicht ab. Daran beim Autofahren denken! 
  • Risikopatienten sollten ihre Haut selbst regelmäßig inspizieren.

Es wird allgemein dazu geraten,  

  • die Sonnenexposition zwischen 11 und 16 Uhr komplett zu meiden und in dieser Zeit auf Outdoor-Aktivitäten zu verzichten.
  • langärmelige Kleidung und Sonnenhüte mit breitem Rand zu tragen.
  • die Haut keinen zusätzlichen künstlichen UV-Licht-Quellen auszusetzen (Sonnenstudio).
  • Sonnschutzcreme alle zwei Stunden neu aufzutragen, wenn man sich im Freien aufhält.

Außerdem sollte man die Beschaffenheit der Läsion klären. Ist sie z.B. erhaben oder flach? Bei rauhen, erhabenen Läsionen mit fester Konsistenz muss man vor allem an seborrhoische Keratosen denken. Eine Induration könnte das Zeichen für eine Invasion in tiefere Schichten sein. Plattenepithelkarzinome fallen meist als weiche ulzerierte Läsionen auf. Ist der gesamte Bereich gerötet, kommen auch eine Entzündung oder Infektion in Betracht. Ergänzend zur Inspektion der suspekten Läsion, sollte man dem Patienten immer einen Ganzkörper-Hautcheck anbieten. 

Auf der Glasgow-Skala werden je zwei Punkte für Größenveränderung, irreguläre Form, inhomogene Färbung vergeben und je ein Punkt für einen Durchmesser > 7 mm, Entzündung, Veränderung des Empfindens. Kommen mehr als drei Punkte zusammen, sollte man Patienten zur dermatologischen Abklärung/Biopsie überweisen. 

Wenn verfügbar, sollte eine klinische Inspektion immer mit einer Dermoskopie der verdächtigen Läsionen einhergehen. Für Malignität sprechen neben der Asymmetrie, z.B. irreguläres Pigmentnetzwerk und/oder blauweiße Strukturen. Treffen zwei oder mehr dieser Kriterien zu, ist eine Biopsie erforderlich. Nur bei sicher benignen nicht-melanozytären Läsionen kommt eine Kryotherapie, Kurettage oder Kauterisierung infrage. Grundsätzlich sollten Sie vor allem  Patienten, die zur Abklärung einer pigmentierten Hautläsion kommen, nicht ohne Informationen zu einem wirksamen Sonnenschutz nach Hause schicken (siehe Kasten).

Quelle: Barlow R et al. BMJ 2024; 385: e077845; DOI: 10.1136/bmj-2023-077845