Das Liebesleben von Patienten ist auch Hausarztsache
Wo am Anfang Neugierde und Verliebtheit standen, kehren nach Jahren der Partnerschaft oft Alltagstrott und Routine ein. So ist es nur natürlich, dass Paare im Verlauf einer Beziehung seltener miteinander schlafen. Kritisch kann es allerdings werden, wenn sich neben der Frequenz auch die Qualität verändert.
Müssen sich Hausärzte nun generell um die „Bettgeschichten“ ihrer Patienten kümmern? Wird die Lust nicht zum Frust, ist in der Regel nichts zu tun, beruhigte Professor Dr. Uwe Hartmann von der Medizinischen Hochschule Hannover. Allerdings gehören Luststörungen, sprich Störungen des sexuellen Interesses und der Erregbarkeit, zu den verbreitetsten Sexualstörungen in der Allgemeinarztpraxis und sind mit vielen organischen und psychischen Krankheiten assoziiert. Zudem trägt die sexuelle Gesundheit zentral zur Lebensqualität eines Menschen bei. Und genau an dieser Stelle kommt Hausärzten eine Schlüsselrolle zu – sind sie es doch, die nach Gynäkologen und Urologen am häufigsten von Patienten angesprochen werden.
Dabei hängen Beratung und Behandlung entscheidend von der Einstellung des Arztes ab, betonte Prof. Hartmann. „Patienten haben hier sehr feine Antennen und bemerken einen ‚falschen‘ Tonfall oder ein Herunterspielen des Problems sofort.“ Wenn sich Betroffene trauen, dieses sensible und intime Thema bei ihrem Hausarzt anzusprechen, sollte dieser den subjektiven Leidensdruck auch ernst nehmen. Indem er offen und unvoreingenommen mit ihnen redet, ggf. sogar eine Weile schweigt und den Patienten damit aus einer quälenden Sprachlosigkeit hilft, macht er den ersten wichtigen Schritt zu einer adäquaten Therapie. Um also nicht mit gut gemeinten, aber wenig zuträglichen Ratschlägen à la „Entspannen Sie sich“, „Legen Sie eine Sexpause ein“, „Trinken Sie doch ein Gläschen Sekt vorher“ zu irritieren, ist es wichtig zu verstehen, wie es zu dem verminderten sexuellen Interesse kommt (s. Tabelle). Neben den Stressoren des Alltags sieht Prof. Hartmann „Enttäuschung als Hauptlustkiller, aus dem die Patienten allein oft nicht mehr herauskommen“. Aus Angst, den oder die Liebste/n zu verletzen und so die Harmonie zu stören, spricht man/frau die fehlende Befriedigung nicht an. Es wird sozusagen „ertragen“, was die Abwärtsspirale immer weiter antreibt.
Auf Ursachensuche | |
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mögliche auslösende Stressoren sexueller Probleme | chronifizierende Faktoren |
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Unbedingt auf die eigene Mimik und Gestik achten
Stärker als bei Männern ist die Sexualität der Frau mit psychischen und partnerschaftlichen Variablen verwoben, führte der Psychologe aus (s. Kasten). Gar nicht so selten fühlen sich Frauen unwohl in und mit ihrem Körper, beispielsweise im Zuge einer Schwangerschaft, was ihre Lust auf Sex erheblich dämpft. Zudem überdauern Veränderungen dann häufig die betreuungsintensive Kleinkindphase, wodurch es Paare nicht immer schaffen, ihre frühere Sexualität wiederzubeleben. Enttäuschungen und Kränkungen inklusive.Was erhofft man sich vom Sex?
- dass bei Frauen die sexuelle Lust davon abhing, wie zufrieden und verbunden sie sich ihrem Partner gegenüber gefühlt haben – direkt an dem Tag sowie am Vortag. Allerdings bestimmte auch das sexuelle Funktionsniveau des Partners, ob das Verlangen zu Aktivität führte.
- dass das sexuelle Verlangen der Männer weniger an den Rahmenbedingungen, sondern v. a. vom sexuellen Funktionsniveau beider Partner abhing.
Kongressbericht: 14. Allgemeinmedizin-Update-Seminar
- Sie kennen den Patienten und dessen Lebensumstände meist schon länger.
- Informationen zur Krankengeschichte laufen oft bei ihnen zusammen. Daher können sie somatische und psychische Auslöser besser einschätzen.
- In einem ausgeglichenen Arzt-Patienten-Verhältnis verfügen sie über eine produktive Kommunikationsbasis, die als wichtiger kurativer Faktor dient.