Akutes Subduralhämatom Deckel wieder drauf oder weglassen?
Zu diesem Ergebnis kommt ein internationales Forscherteam in einer Untersuchung, die an 40 Zentren in elf Ländern durchgeführt wurde.
Für eine Kraniektomie würden sich Operateure vor allem dann entscheiden, wenn bereits intraoperativ eine Hirnschwellung auffällt oder wenn sie aufgrund ihrer klinischen Erfahrung erwarten, dass in den Tagen nach der OP eine solche auftritt, erläutern Prof. Dr. Peter Hutchinson von der Abteilung für klinische Neurowissenschaften an der Universität Cambridge und Kollegen. Allerdings wird bei dieser Strategie später ein erneuter Eingriff, eine sogenannte Kranioplastie, erforderlich, die ebenfalls nicht ohne Risiko ist.
Im Median 13 cm große Knochendeckel entfernt
Die Vor- und Nachteile der beiden Operationsmethoden beleuchteten die Forscher bei 450 Erwachsenen, die sich nach einem Schädel-Hirn-Trauma der Evakuierung eines Subduralhämatoms unterziehen mussten. Der Durchmesser des entfernten Kalottenfragments betrug im Median 13 cm. In etwa der Hälfte der Fälle erfolgte eine Kraniotomie bzw. eine Kraniektomie.
Bezüglich der Erholung der Operierten innerhalb des ersten Jahres nach dem Eingriff, gemessen mit der Extended Glasgow Outcome Scale (GOSE), unterschieden sich die beiden Studienarme nicht. Gleiches galt für den Anteil der nach einem Jahr gestorbenen oder an einem apallischen Syndrom leidenden Personen sowie im Hinblick auf die Lebensqualität. Rund 15 % der kraniotomierten, aber nur 7 % der kraniektomierten Personen mussten sich innerhalb von zwei Wochen nach der Randomisierung einem weiteren Eingriff unterziehen. Wundkomplikationen traten dagegen nach Kraniektomie häufiger auf (12 vs. 4 %).
Die Kraniektomie spare Zeit und beuge Hirndruckkomplikationen sowie Reinterventionen vor, kommentiert Prof. Dr. Shankar Gopinath von der Abteilung für Neurochirurgie am Baylor College of Medicine, Houston. Diese Vorteile wiegen seiner Ansicht nach die Nachteile auf, nämlich das erhöhte Risiko für Wundkomplikationen – zumal diese sich meist gut beherrschen ließen.
Quellen: 1. Hutchinson PJ et al. N Engl J Med 2023; DOI: 10.1056/NEJMoa2214172 / 2. Gopinath S. N Engl J Med 2023; DOI: 10.1056/NEJMe2302936