Sonnencreme Der Mythos vom mineralischen Schutzschild

Autor: Sabine Mattes

Mineralische Sonnencremes funktionieren im Wesentlichen so wie die chemischen: über eine Absorption des UV-Lichts. Mineralische Sonnencremes funktionieren im Wesentlichen so wie die chemischen: über eine Absorption des UV-Lichts. © famveldman - stock.adobe.com

Was ist besser: mineralische oder chemische Sonnencreme? Inzwischen ist die Wirksamkeit gleich gut. Bei der Beratung sollten aber auch kosmetische und praktische Überlegungen eine Rolle spielen.

„Raten Sie mir eher zu mineralischer oder chemischer Sonnencreme?“ Das ist nicht nur in Hautarztpraxen eine beliebte Patientenfrage. Hartnäckig hält sich die Meinung, die Schutzfunktion mineralischer Sonnencremes basiere darauf, dass enthaltene Zinkoxid- und Titandioxidpartikel die UV-Strahlen brechen und reflektieren. 

Chemische und mineralische Cremes wirken gleich

Die Idee dieses Wirkmechanismus entstamme einer Zeit vor Mikro- und Nanopartikeln, erläutern MELISSA­ ZUNDELL von der Icahn School of Medicine at Mount Sinai in New York und Kollegen. Die heutigen mineralischen Sonnencremes funktionieren im Wesentlichen so wie die chemischen: über eine Absorption des UV-Lichts, bei der Strahlung in Wärme umgewandelt wird. Im Durchschnitt reflektieren die Cremes weniger als 5 % der einfallenden UV-Strahlung. Der größte Teil des „physischen Schutzschilds“ wurde zugunsten der Anwenderfreundlichkeit aufgegeben. 

Früher reflektierten Zinkoxid und Titandioxid mehr UV-Licht, weil die Partikel größer waren, damit hinterließen sie aber auch störende weiße Schlieren auf der Haut. Kleinere Partikel sind einfacher aufzutragen und die Creme wirkt transparenter. Ganz ausgeräumt ist dieses Problem trotz Nanopartikeln immer noch nicht. Es besteht somit die Gefahr, dass Patienten aus Gründen der Optik zu wenig auftragen, geben die Wissenschaftler zu bedenken. Damit könnten unterm Strich chemische Cremes die bessere Wahl sein.

Quelle: Zundell MP et al. JEADV Clin Pract 2023; DOI: 10.1002/jvc2.251