Hautkrebs: Kopfbedeckung kann die Sonnencreme nicht ersetzen
Vor allem Berufsgruppen wie Bauarbeiter oder Gärtner sind besonders gefährdet kutane Plattenepithelkarzinome (cSCC) und Basalzellkarzinome zu entwickeln. 80–90 % dieser Tumoren treten im Kopf-Hals-Bereich auf, erläuterte Peter Knuschke, Fachphysiker der Medizin an der Klinik für Dermatologie, TU Dresden. Er stellte Daten eines Versuchsmodells vor, in dem geprüft wurde, ob bzw. welche Kopfbedeckungen den Kopf- und Gesichtsbereich ausreichend vor UV-Einstrahlung schützen.
Das Studiendesign war so konzipiert, dass es realen Bedingungen sehr nahe kam. „Wir haben künstliche Köpfe über acht Stunden im Freien der UV-Strahlung ausgesetzt, entsprechend einem 8-stündigen Arbeitstag“, erklärte der Referent. Jede Messung wurde drei Mal wiederholt. Insgesamt wurden sieben verschiedene Kopfbedeckungen getestet und mit einem ungeschützten Kopf verglichen. An jedem Kopf waren dazu 13 Messpositionen angebracht.
Alle Jahreszeiten wurden berücksichtigt
Das Projekt lief im Hochsommer (Mai–Juli) sowie im Frühjahr (Ende März) und Herbst (Mitte September). Die Sonnenexposition bzw. Gefährdung für Hautkrebs wurde anhand der minimalen Erythem-Dosis (MED) klassifiziert und in geringe Gefährdung (< 0,3 MED), Gefährdung (< ~ 1 MED) sowie erhebliche Gefährdung (> 1 MED) eingeteilt.
Die Auswertung zeigt, dass keine der eingesetzten Kopfbedeckungen einen kompletten Sonnenschutz bietet. Selbst bei Kopfbedeckungen mit abschattenden Elementen – breite Hutkrempe, Nackenschutztuch oder Schirmmütze – blieben Hautareale, die einer intensiven Sonnenexposition ausgesetzt sind und ein erhöhtes Hautkrebsrisiko induzieren. Betroffen sind insbesondere die Hautpartien unterhalb der Augenlinie sowie Nasenrücken und Ohrmuscheln, betonte Knuschke.
In diesen Hautpartien bestand nach 8-stündiger Exposition im Freien jeweils eine erhebliche Gefährdung für eine Hautkrebserkrankung. Je tiefer die Sonne stand, desto ungünstiger war der Einfallswinkel der UV-Strahlen, wodurch die Strahlenbelastung ebenfalls erhöht war. Nackenschutztücher bieten etwa für den Hals-Nacken-Bereich einen ausreichenden Sonnenschutz, nicht aber für Ohren und Wangen sowie den vorderen Halsbereich, so der Experte.
Nackenschutztuch ist gut, aber nicht genug
Topischer Sonnenschutz bleibt unumgänglich, speziell für Menschen, die sich lange im Außenbereich aufhalten, resümierte Knuschke. Durch Nackenschutztücher oder sehr breite Hutkrempen lassen sich die ungeschützten Hautareale zwar reduzieren. Ein vollständiger Sonnenschutz sei aber nicht zu erreichen und das Gefährdungspotenzial bleibe erheblich. Das gilt auch im Frühjahr und Herbst – auch beziehungsweise gerade bei flacheren Einstrahlwinkeln.
Quelle: 29. Deutscher Hautkrebskongress