REM-Schlaf-OSA nicht unterschätzen Der Phänotyp könnte weniger harmlos sein, als der Apnoe-Hypopnoe-Index anzeigt

Autor: Dr. Angelika Bischoff

Ob es sich aber um eine harmlose Form der Erkrankung handelt, ist keineswegs sicher. Ob es sich aber um eine harmlose Form der Erkrankung handelt, ist keineswegs sicher. © Pixel-Shot - stock.adobe.com

Eine nur im REM-Schlaf auftretende obstruktive Schlafapnoe kommt vor allem bei Frauen und jüngeren Menschen vor. Der Apnoe-Hypopnoe-Index ist bei dieser Form meist nur leicht bis moderat erhöht. Ob es sich aber um eine harmlose Form der Erkrankung handelt, ist keineswegs sicher.
 

Phasen obstruktiver Schlafapnoe  (OSA) kommen bei vielen Betroffenen sowohl im REM-Schlaf als auch im Nicht-REM-Schlaf vor. In den REM-Schlafphasen, die etwa 20–25 % der Gesamtschlafzeit ausmachen und sich in der zweiten Nachthälfte ballen, nehmen üblicherweise die Zahl und Dauer der Apnoephasen zu. Es wird eine stärkere Hypoxie beobachtet als im Nicht-REM-Schlaf. Verantwortlich ist wohl die ausgeprägte Atonie im REM-Schlaf, die das Risiko für einen Kollaps der oberen Atemwege erhöht.

Bei einigen Patienten tritt die OSA jedoch ausschließlich während der REM-Schlafphasen auf. Diese „REM-Schlaf-OSA“ betrifft mehr Frauen als Männer und mehr jüngere als ältere Menschen, schreiben Prof. Dr. Maria Bonsignore, Universität Palermo, und Koautoren. Häufig ist die REM-Schlaf-OSA gemäß dem Apnoe-Hypopnoe-Index nur leicht bis mittelschwer – in manchen Fällen ist der Index sogar normal, sodass gar keine Erkrankung diagnostiziert wird. Anders als bei der allgemeinen OSA, bei der Episoden auch im Nicht-REM-Schlaf auftreten, scheint die Schlafqualität bei der REM-OSA weitgehend unbeeinträchtigt zu sein. 

In Querschnittsstudien in der Allgemeinbevölkerung sowie in longitudinalen Untersuchungen an Patienten fand sich eine Assoziation der REM-Schlaf-OSA mit Hypertonie. Besonders ausgeprägt ist diese bei einem AHI > 15. Trotz der numerisch meist nur leichten bis mittelschweren Ausprägung ist die Tagesschläfrigkeit bei einer REM-OSA offenbar nicht weniger ausgeprägt als bei der von Schlafphasen unabhängigen Erkrankungsform.

Welchen Einfluss die REM-Schlaf-assoziierte OSA auf das kardiometabolische Risiko hat, ist den Autoren zufolge bisher noch unzureichend erforscht. Es gibt jedoch Anhaltspunkte für ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko, etwa eine Assoziation zwischen der Dicke der Carotis-Intima und schwerer REM-Schlaf-OSA bei Frauen. Eine longitudinale Analyse der Sleep Heart Health Study über insgesamt 9,5 Jahre ergab dagegen, dass eine schwere REM-OSA nur bei Patienten mit bereits bestehender Herz-Kreislauf-Erkrankung zu vermehrten kardiovaskulären Ereignissen führte (Hazard Ratio, HR, 2,56). 

Eine REM-assoziierte OSA muss sich mit der Zeit nicht zwangsläufig verschlechtern, schreiben die Autoren. Die Progression in eine voll ausgeprägte OSA mit Apnoephasen auch in Nicht-REM-Schlafstadien wurde nur bei Frauen beobachtet, die initial eine schwere REM-OSA sowie eine Adipositas aufwiesen.

Indiziert ist eine CPAP-Therapie zur Prävention von Apnoephasen für Patienten mit REM-Schlaf-OSA vor allem dann, wenn Tagesschläfrigkeit auftritt, so Prof. Bonsignore und Kollegen. Die CPAP-Therapie muss aber länger als die üblichen vier Stunden dauern, da sonst REM-Schlafepisoden, die vor allem in der zweiten Nachthälfte auftreten, nicht ausreichend abgedeckt werden. Bei einer CPAP-Anwendung über mindestens sechs Stunden lässt sich die Inzidenz kardiovaskulärer Ereignisse senken, wie eine Langzeitbeobachtungsstudie zeigt. 

Eine längere Anwendungsdauer kommt bei Patienten allerdings meist nicht gut an. Entsprechend schlecht ist die Adhärenz. In einer prospektiven Studie wendeten 23 % der Patienten mit REM-OSA und 57 % mit Nicht-REM-OSA die CPAP-Therapie nach einem Jahr noch an. Die REM-OSA-Patienten klagten auch häufiger über Nebenwirkungen durch das Tragen der Maske wie Unbehagen, Hautirritationen im Gesicht und nasale Kongestion. Daten zu alternativen Therapien fehlen bisher für die REM-assoziierte OSA. Auch der Stellenwert von Lebensstilmaßnahmen ist aktuell unklar.

Insgesamt ergibt die Literatur zur REM-OSA noch kein einheitliches Bild, schlussfolgern die Autoren. Dass es sich nach herkömmlichen Kriterien meist nur um eine leicht bis mittelschwer ausgeprägte OSA handelt, die zudem kaum zur Progression neigt, spricht für eine relative Harmlosigkeit der Variante. Andererseits steht sie bei der Tagesschläfrigkeit der voll ausgeprägten OSA nicht nach, geht mit kardiometabolischen Veränderungen einher, und die Therapie erfordert eine längere nächtliche Behandlung. Deshalb sollte man die REM-Schlaf-assoziierte OSA keinesfalls unterschätzen. Wichtig wären nicht nur weitere Studien, sondern zunächst eine standardisierte Arbeitsdefinition. Denn Letztere fehlt bislang, was die Interpretation der vorliegenden Evidenz zusätzlich erschwert.

Quelle: Bonsignore MR et al. Eur Respir Rev 2024; 33: 230166; DOI: 10.1183/16000617.0166-2023