Herzgefahr bei obstruktiver Schlafapnoe Ist das Beschwerdeausmaß oder die Hypoxie entscheidend?

Autor: Dr. Melanie Söchtig

OSA-Betroffene haben ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. OSA-Betroffene haben ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. © Kiattisak – stock.adobe.com

Nächtliche Hypoxien und Tagesschläfrigkeit sind Folgen einer Schlafapnoe. Beide erhöhen das Herz-Kreislauf-Risiko – und zwar offenbar unabhängig voneinander.

Die obstruktive Schlafapnoe (OSA) ist ein weit verbreitetes Problem, das sich in Pathophysiologie und klinischer Präsentation ausgesprochen heterogen darstellt. Betroffene haben ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Es gibt Hinweise darauf, dass hierbei einerseits der symptombasierte Subtyp und andererseits das Ausmaß der verringerten Sauerstoffsättigung, d. h. die hypoxische Belastung, entscheidend sein können.

In einer aktuellen Studie haben Forschende um Dr. Diego Mazzotti vom University of Kansas Medical Center jetzt untersucht, welchen Beitrag diese beiden Faktoren im Einzelnen zur Erhöhung des kardiovaskulären Risikos leisten und inwiefern sie dabei voneinander abhängen. Eingeschlossen wurden insgesamt 4.396 Patientinnen und Patienten ohne kardiovaskuläre Vorerkrankungen aus der Sleep Heart Health Study, von denen auswertbare Daten zur Sauerstoffsättigung, dem Apnoe-Hypopnoe-Index (AHI) und den OSA-Symptomen vorlagen. Betroffene mit OSA (AHI ≥ 5 Ereignisse/Stunde) wurden nach ihren Beschwerden in vier Subtypen unterteilt.

  • minimal symptomatische OSA
  • OSA mit gestörtem Schlaf,
  • OSA mit mäßig ausgeprägter Tagesschläfrigkeit
  • OSA mit übermäßig ausgeprägter Tagesschläfrigkeit.

Rund 30 % der Teilnehmenden hatten zu Studienbeginn eine leichte OSA (AHI zwischen 5 und 15 Ereignisse/Stunde) und rund 20 % eine mittelschwere bis schwere OSA (AHI ≥ 15 Ereignisse/Stunde). Im Rahmen des Nachbeobachtungszeitraums von mehr als elf Jahren traten bei 223 Personen kardiovaskuläre Todesfälle und bei 947 Personen ein schwerwiegendes kardiovaskuläres Ereignis (MACE) auf. Anhand der Daten berechnete das Team, inwieweit Subtypen und/oder die hypoxische Belastung mit dem kardiovaskulären Risiko assoziiert waren.

Extreme Tagesschläfrigkeit mit erhöhtem Risiko assoziiert

Dabei stellte sich heraus, dass eine höhere hypoxische Belastung unabhängig vom Ausmaß der Symptome mit einer höheren kardiovaskulären Mortalität verbunden war (Hazard Ratio, HR, 1,63). Diejenigen mit OSA mit übermäßiger Tagesschläfrigkeit wiesen unabhängig von der hypoxischen Belastung ein erhöhtes Risiko für MACE im Vergleich zu denjenigen ohne OSA auf (HR 1,62). Bei mittelschwerer bis schwerer OSA hatten übermäßig schläfrige Personen ein höheres Risiko für kardiovaskuläre Mortalität und MACE als andere Subtypen.

OSA-Subtypen und hypoxische Belastung sind unabhängig voneinander mit MACE und kardiovaskulärer Mortalität assoziiert. Deshalb müssen sie hinsichtlich des Risikos auch getrennt betrachtet werden, so das Fazit des Autorenteams.

Quelle: Mazzotti DR et al. ERJ Open Res 2024; doi: 10.1183/23120541.00511-2024