Meist bei chronischer Herzinsuffizienz Zentrale Schlafapnoe individuell behandeln

Autor: Dr. Vera Seifert

Die ASV gilt derzeit als effektivste Option, um eine instabile nächtliche Atmung zu behandeln. (Agenturfoto) Die ASV gilt derzeit als effektivste Option, um eine instabile nächtliche Atmung zu behandeln. (Agenturfoto) © kudosstudio – stock.adobe.com

Nicht nur die obstruktive Schlafapnoe hat unterschiedliche Erscheinungsbilder, auch ihr zentrales Pendant. Die Therapie richtet sich nach der jeweiligen Ätiologie, Pathophysiologie und Prognose.

Die zentrale Schlafapnoe (CSA) ist gekennzeichnet durch phasenweise Apnoen oder Hypopnoen sowie vermehrte Atemarbeit während des Schlafs. Meist entsteht die Störung auf dem Boden einer anderen Erkrankung. Die International Classification of Sleep Disorders hat folgende Einteilung vorgenommen:

  • primäre CSA
  • CSA mit Cheyne-Stokes-Atmung
  • CSA durch eine andere Erkrankung
  • CSA durch Aufenthalt in großer Höhe
  • medikamentös ausgelöste CSA
  • durch eine Behandlung (CPAP) ausgelöste CSA

Der diagnostische Goldstandard ist die Polysomnografie. Eine CSA liegt vor, wenn mehr als fünf Apnoen oder Hypopnoen pro Stunde registriert werden, von denen mindestens die Hälfte zentral ausgelöst ist, schreiben Prof. Dr. Winfried Randerath, Krankenhaus Bethanien in Solingen, und Kollegen. Auch zur Differenzierung zwischen obstruktiver Schlafapnoe (OSA) und CSA braucht man die Polysomnografie. Allein anhand der Symptome ist eine Unterscheidung schwierig. Tagesmüdigkeit, morgendliche Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit, häufiges Aufwachen und Atemstörungen in der Nacht kommen bei beiden Störungen vor. 

Etwa 5–10 % der Patienten mit schlafbezogenen Atemstörungen entfallen auf die CSA. Männer sind öfter betroffen als Frauen. Bei chronischer Herzinsuffizienz ist die CSA besonders häufig. Sie betrifft bis zu 69 % der Patienten mit reduzierter linksventrikulärer Auswurffraktion (HfrEF) und bis zu 27 % bei erhaltener Auswurffraktion (HfpEF). Weitere prädisponierende Erkrankungen für eine CSA sind Schlaganfall (8–12 %), pulmonale Hypertonie (39 %) und chronische Niereninsuffizienz (10 %). Diverse neurologische Störungen können entweder durch zentralnervöse Beeinträchtigungen oder Schwächung der Atemmuskulatur das Risiko für eine CSA erhöhen. Dazu gehören Amyotrophe Lateralsklerose, Multiple Sklerose und Multisystematrophie. Außerdem sind einige Medikamente wie Opioide und Methadon bekannt dafür, eine Atemdepression und damit eine CSA auszulösen. Schließlich gibt es noch die sogenannte treatment emergent CSA (TE-CSA), die durch die Behandlung einer OSA mit Druckluft (continuous positive airway pressure, CPAP) zustande kommt. Diese kann vorübergehend (55%) oder anhaltend (25%) sein.

Eine weitere Möglichkeit, die CSA zu kategorisieren, ist die Einteilung nach dem Typ der Atemstörung. Zum einen gibt es die hyperkapnische Form, bei der Frequenz und Tiefe der Ventilation reduziert ist. Zum anderen existiert die nonhyperkapnische oder hypokapnische Form mit überschießender und instabiler Ventilation. Zu Letztgenannter gehören die CSA bei Herzinsuffizienz, die TE-CSA und CSA in großer Höhe. Andere Autoren teilen die CSA ein nach der Reaktivität der verschiedenen Komponenten des an der Atmung beteiligten Regelkreises (Lunge, periphere Chemorezeptoren, Hirnstamm). Dieses Konzept beruht also auf der respiratorischen Antwort auf eine Atempause. Schließlich kann man die CSA-Formen  auch nach deren Prognosen bzw. dem Ansprechen auf eine Therapie einteilen.

Therapeutisch kommen bei der CSA mehrere Verfahren zum Einsatz. CPAP verbessert das Missverhältnis zwischen Ventilation und Perfusion sowie die Oxygenierung. Es erleichtert die Atmung und sorgt für einen besseren Schlaf. Einen Einfluss auf die Mortalität scheint die Methode nicht zu haben. Die nächtliche Sauerstoffgabe stabilisiert die Atmung, reduziert aber nicht Apnoen und Hypopnoen und verbessert nicht die Prognose. Nicht-invasive Beatmung sollte Patienten mit hyperkapnischer CSA bei zentralen Hypoventilationssyndromen vorbehalten bleiben. Zu nennen sind hier angeborene Störungen, zentralnervöse Defekte oder medikamentöse Auslöser. Schließlich steht mit der adaptiven Servoventilation eine Methode mit drei Komponenten zur Verfügung:

  • exspiratorischer Druck, um eine Obstruktion der oberen Atemwege zu überwinden
  • variabler inspiratorischer Druck, der die Atmung stabilieren soll und den Druck bei Hypoventilation steigert und bei Hyperventilation senkt
  • Back-up zur Aufrechterhaltung einer Mindestatemfrequenz, um zentrale Apnoen zu verhindern

Die ASV gilt derzeit als effektivste Option, um eine instabile nächtliche Atmung zu behandeln, schreiben die Autoren. Die Zahl der Apnoen/Hypopnoen lässt sich damit reduzieren. Die linksventrikläre Auswurffraktion bei Patienten mit Herzinsuffizienz verbessert sich im Vergleich zu CPAP und Sauerstofftherapie. Ob sich eine ASV bei ihnen auch positiv auf das Überleben auswirkt, kann derzeit nicht beantwortet werden. Dazu zeigen zwei große Studien kontroverse Resultate. Die Autoren schlagen vor, bei Patienten mit Herzinsuffizienz und CSA eine ASV nur bei erhaltener oder mild reduzierter linksventrikulärer Auswurffraktion einzusetzen. Derzeit ist die ASV bei Patienten mit HfrEF kontraindiziert, was sich möglicherweise durch neue Studiendaten ändern könnte.

Quelle: Randerath W et al. Eur Respir Rev 2024; 33: 230141; DOI: 10.1183/16000617.0141-2023