Vogelgrippe Die Pasteurisierung macht’s

Autor: Dr. Anna-Lena Krause

Mindestens vier Farmarbeiter hatten eine bestätigte Infektion mit mildem Verlauf. Mindestens vier Farmarbeiter hatten eine bestätigte Infektion mit mildem Verlauf. © Akarat Phasura – stock.adobe.com (generiert mit KI)

Bei Kühen in den USA grassiert eine Epidemie mit aviären Influenzaviren. Die Viren vom hochansteckenden Typ H5N1 gelangen auch in die Milch. Für Menschen besteht beim Verzehr allerdings keine Gefahr – solange sie keine Rohmilch trinken.

Ende März 2024 wurde auf Rinderfarmen in den USA erstmalig das Virus H5N1 2.3.4.4b nachgewiesen. Daraufhin verbreitete sich die Vogelgrippe bei den Nutztieren. Bis dato sind 139 Fälle in zwölf Staaten bestätigt worden. Zudem kam es zu Übertragungen auf Menschen und andere Tiere. Mindestens vier Farmarbeiter hatten eine bestätigte Infektion mit mildem Verlauf. Schwerer betroffen waren Katzen, die mit Rohmilch der erkrankten Tiere gefüttert worden waren. Sie starben an der Infektion, wie Dr. Eric Burrough vom Iowa State University College of Veterinary Medicine und Kollegen berichten.

Die Milch infizierter Kühe enthält das Virus in großen Mengen. Beim halbautomatischen Melken wird zwar das Euter desinfiziert, nicht aber die Melkbecher der Maschine. Zudem melkt man vor dem Anlegen des Geräts per Hand vor. Auf diese Weise ist eine Übertragung von Tier zu Tier und von Tier zu Melker möglich. Melkroboter hingegen sind in der Lage, beide Schritte vollautomatisch zu erledigen. Wie das Forscherteam um Dr. Valerie La Sage, University of Pittsburgh, zeigte, können die Vogelgrippeviren auf den Materialien des Melkzeugs über länger als drei Stunden infektiös bleiben. Sie regen daher an, die Zitzengummis nach dem Melken jeder Kuh zu desinfizieren und den Arbeitern Schutzausrüstung wie Gesichtsschutzschilder, Masken und Brillen zur Verfügung zu stellen.

Wie gefährlich ist mit H5N1 kontaminierte Milch für den Verbraucher? Generell darf Milch erkrankter Tiere nicht für den Verzehr freigegeben werden. Allerdings werden Infektionen nicht immer erkannt. Deshalb wird das Lebensmittel vor dem Verkauf i.d.R. pasteurisiert. Das geläufigste Verfahren, um die Haltbarkeit von Kuhmilch zu verlängern, ist die Kurzzeiterhitzung (15–30 Sekunden bei 72 °C). Bei diesem Prozess haben auch Vogelgrippeviren keine Chance. Das wurde von Wissenschaftlern um Erica Spackman vom nationalen Geflügelforschungszentrum in Athens, Georgia, nachgewiesen. 

Sie sammelten von Milchviehbetrieben in vier der aktuell betroffenen Bundestaaten 275 Rohmilchproben. 57,5 % der Proben enthielten Influenza-A-Viren. Um die Infektiosität zu bestimmen, infundierten die Forscher positiv getestete Proben in befruchtete Hühnereier und führten einen Hämagglutinationstest durch. In jedem vierten Ei konnten sie infektiöse Grippeviren nachweisen. Nach dem Pasteurisieren der Milch waren keine infektiösen Partikel mehr detektierbar. Entsprechend behandelte Produkte seien folglich sicher, so die Studienautoren.

Quellen:

1. Burrough E et al. Emerg Infect Dis 2024; 30: 1335-1343; DOI: https://doi.org/10.3201/eid3007.240508

2. Le Sage V et al. Emerg Infect Dis 2024; 30; DOI: 10.3201/eid3008.240775

3. Speckman E et al. J Food Prot 2024; eingereicht; www.fda.gov/media/179708/download