Dengue ante portas Die Tropenkrankheit breitet sich weltweit aus, auch in Europa
Das Denguevirus kommt endemisch in den Tropen und Subtropen in über hundert Ländern der Erde vor. Übertragen wird es durch Mücken der Gattung Aedes, die sich u.a. aufgrund der Klimakrise zunehmend in neue Gebiete und Regionen ausbreiten.
Dies hat bereits dazu geführt, dass Dengue auch in Teilen der USA und in einigen europäischen Ländern wie Deutschland, Frankreich, Kroatien und Portugal auftritt, schreibt das Team um Dr. Gabriela Paz-Bailey von den Centers for Disease Control and Prevention in San Juan.
Denguefieberausbrüche können Gesundheitssysteme bis an ihre Grenzen belasten und erheblichen wirtschaftlichen Schaden anrichten, warnen die Autorinnen. In den vergangenen zehn Jahren kam es vermehrt zu Ausbrüchen in Endemiegebieten, aber auch zu einem Anstieg der Infektionen bei Reisenden.
Dengue manifestiert sich innerhalb von zwei bis sieben Tagen als akute fieberhafte Erkrankung und ist oft selbstlimitierend. Bei etwa 60–80 % der infizierten Personen ist der Verlauf asymptomatisch oder subklinisch. Kommt es zu einer Zweitinfektion, steigt das Risiko für eine symptomatische Erkrankung. Es sind vier Serotypen des Virus bekannt.
Bei Menschen, die in Endemiegebieten leben, dorthin reisen oder von dort zurückkehren und Fieber entwickeln, sollte man an Dengue denken, wenn zusätzlich mindestens zwei der folgenden Symptome auftreten:
- Übelkeit und Erbrechen
- Exanthem
- Kopf-, Augen-, Gelenk- oder Muskelschmerzen
- Leukopenie
- positiver Tourniquet-Test (≥ 10 Petechien in der Ellenbeuge unter Stauung bei der RR-Messung)
Als Warnzeichen für eine klinische Verschlechterung gelten heftige Bauchschmerzen, Schleimhautblutungen, Lebervergrößerung, erhöhter Hämatokrit, Lethargie oder Ruhelosigkeit. Denguepatienten mit solchen Symptomen gehören in stationäre Behandlung, wenn noch Begleiterkrankungen wie Diabetes, Asthma oder Hypertonie hinzukommen. Kinder, Schwangere und ältere Menschen mit Dengue sollten generell in die Klinik, ebenso Patienten, die in sehr ärmlichen Verhältnissen oder weit entfernt von einem Krankenhaus leben.
Bei 2–5 % der Betroffenen verläuft die Infektion ab dem vierten bis sechsten Tag schwer mit ausgeprägtem Kapillarleck, was zu Schock oder Flüssigkeitsakkumulation mit Atemnot, Blutungen und der Beteiligung von ZNS, Herz und Leber führen kann. Solch ausgeprägte Verläufe erfordern die stationäre Notfallbehandlung mit engmaschiger Überwachung und intravenöser Flüssigkeitsgabe.
Nachweis in Vollblut, Serum oder Plasma möglich
Differenzialdiagnostisch kommt ein breites Spektrum viraler, bakterieller und parasitärer Infektionen infrage. Die Diagnose Denguefieber kann mittels Untersuchung von Vollblut, Plasma oder Serum gestellt werden, das innerhalb von sieben Tagen nach Symptombeginn gewonnen wurde. Dabei gilt es, virale RNA, Virusantigen wie NS1* oder denguespezifisches IgM und IgG nachzuweisen.
Schwer Erkrankte sollten im Rahmen einer stationären Behandlung eine Volumensubstitution erhalten. Die Zufuhr hat bei schwerer Infektion vorsichtig zu erfolgen und muss bei Abklingen des Kapillarlecks abgesetzt werden, um eine Flüssigkeitsüberladung zu vermeiden.
Spezifische Therapeutika fehlen, weshalb präventive Maßnahmen umso wichtiger sind:
- Einsatz von mückenabweisenden Repellents
- Schlafen unter Moskitonetzen, Aufenthalt in geschlossenen Räumen bei Dunkelheit
- Tragen heller Kleidung, die Arme und Beine bedeckt
Derzeit sind zwei tetravalente Lebendimpfstoffe zugelassen, ein weiterer befindet sich in der klinischen Phase 3.
Neue Methoden der Vektorenkontrolle wie der Einsatz genetisch modifizierter Stechmücken in Endemiegebieten sollen dazu beitragen, die Populationen der Überträger und damit die Ausbreitung des Denguefiebers zu reduzieren.
* non-structural protein 1
Quelle: Paz-Bailey G et al. Lancet 2024; 403: 667-682; DOI: 10.1016/s0140-6736(23)02576-X