Die Verständigung sicherstellen: Zur Fortbildung „Migration und Medizin“
Medizin und Migration – das heißt fast immer Verständigungsprobleme, fremdartige und verunsicherte Wahrnehmung und unterschiedliches Verständnis von Gesundheit, Krankheit, Sterben und Tod“, sagt Elisabeth Borg, Leiterin des Ressorts Fortbildung bei der Ärztekammer Westfalen-Lippe. Zusammen mit der KV Westfalen-Lippe bietet die Kammer ein neues Fortbildungsprogramm an: „Migration und Medizin – Interdisziplinäre kulturelle Kompetenz im ärztlichen Alltag“.
Durch die unterschiedlichen Schwerpunkte, wie Frauenheilkunde, Psychosomatik und Kinder- und Jugendmedizin, sollen die Teilnehmer lernen, wie sie die Versorgung von Patientinnen und Patienten mit Migrationshintergrund verbessern können. Das Angebot richtet sich an Ärztinnen und Ärzte aller Fachgruppen, ärztliche Psychotherapeuten, psychologische Psychotherapeuten und Psychologen.
„Medizinerinnen und Mediziner müssen nicht dieselbe Sprache sprechen wie ihre Patienten oder sich exakt in der fremden Kultur auskennen. Sie müssen aber wissen, wo die Besonderheiten im Umgang liegen“, erklärt Faize Berger von der Arbeitsgemeinschaft Diabetes und Migranten der DDG. So könnten im ärztlichen Alltag z.B. unterschiedliche Schuld- und Schamempfindungen der Patienten zu Missverständnissen führen. „Im psychotherapeutischen Bereich gibt es bereits deutlich mehr Angebote für Fortbildungen zur transkulturellen Sensibilität“, weiß Berger.
„Die interdisziplinären Inhalte bereicherten meine Erfahrung“
Ein positives Fazit zieht Professor Dr. Waldemar Bensch. Der am Mathias-Spital Rheine tätige Facharzt für Kardiologie absolvierte im Mai die neue Fortbildung als Pilotveranstaltung auf Borkum. „Die interdisziplinären Inhalte mit Vertretern aus vielen Fachrichtungen erweiterten und bereicherten meine Erfahrung im Umgang mit Menschen mit Migrationshintergrund“, berichtet Prof. Bensch. Persönlich interessiert sei er an der Fortbildung gewesen, da auch er als 20-Jähriger von Russland nach Deutschland gekommen sei. „Ich interessiere mich vor allem für die Erkrankungen entlang der Migrationsgeschichte“, berichtet der Kardiologe.
Im ärztlichen Alltag konnte er das erworbene Wissen bereits umsetzen: „Etliche Missverständnisse in der Kommunikation und bei der psychosozialen Kommunikation konnten so schon im Vorfeld ausgeräumt werden.“