Dolmetscher-Service Triaphon soll im Arztalltag helfen, Sprachbarrieren zu überwinden
Eine Frau kommt mit ihrem kranken Kind zu Ihnen in die Praxis. Als Sie sie begrüßen und anschließend erste Fragen zur Anamnese stellen, wird Ihnen klar: Die Kommunikation wird sich schwierig gestalten, denn die Mutter spricht weder Deutsch noch Englisch, sondern nur Russisch. Mit Händen und Füßen versuchen Sie wichtige Informationen über den Gesundheitszustand des Kindes zu erfragen. Wie praktisch wäre es, sich in so einer Situation spontan an einen Dolmetscher wenden zu können, denken Sie. Genau das dachten sich auch die Assistenzärztin Dr. Lisanne Knop und der angehende Allgemeinmediziner Dr. Korbinian Fischer als sie im letzten Jahr den telefonischen Dolmetscher-Service „Triaphon“ gründeten.
Doch wie funktioniert der Sofort-Service? Spricht ein Patient entweder Arabisch, Farsi, Dari, Russisch, Vietnamesisch, Türkisch oder Rumänisch können Ärzte und Pflegepersonal per Telefon rund um die Uhr einen von insgesamt 200 Sprachmittlern anrufen. Auf der Telefontastatur kann vorab die Sprache ausgewählt werden, in die konsekutiv übersetzt werden soll. Am anderen Ende der Leitung nimmt der Übersetzer den Anruf entgegen, der sich im System als „aktuell verfügbar“ angemeldet hat. Die Sprachmittler, die von der Non-Profit-Organisation mit einer Aufwandsentschädigung vergütet werden, arbeiten im 24-Stunden-Schichtdienst. Sie werden von Triaphon geschult, sind aber keine vereidigten Dolmetscher. So sprechen sie neben der deutschen Sprache eine weitere auf hohem Niveau.
Klinik in Berlin testet Triaphon
Auf die Idee eines Übersetzer-Dienstes für den medizinischen Alltag kam Dr. Knop, als sie damals in ihrem Praktikum in einem Krankenhaus miterleben musste, wie ein vietnamesischer Junge aufgrund von Verständigungsproblemen starb. Was zunächst für die Ärzte in der Notaufnahme wie Routine wirkte – die Behandlung eines Magen-Darm-Infektes –, stellte sich später als tödlicher Hirntumor heraus. Zwar wussten die Ärzte, dass sich der Junge übergeben hatte, eine entscheidende Information fehlte aber: Er übergab sich schon seit Monaten. „Kranke dürfen niemals sprachlos sein“, stellt die Nachwuchsärztin fest. Sie weiß, wie wichtig es gerade auch in der Notaufnahme ist, dass überlebenswichtige Informationen nicht verloren gehen. So soll sich der Übersetzer-Dienst an Klinikärzte und Klinikpersonal, aber auch an Einzelpraxen und Gemeinschaftspraxen richten. In der Berliner Sana Klinik wird der Dienst bereits genutzt, getestet wird er zudem in weiteren Kliniken und auch in niedergelassenen Praxen.
Datenschutz: keine Namen, keine Gesprächsaufzeichnung
Wichtig ist den Gründern, dass auch der Datenschutz gewährleistet wird. So werden zum einen die Gespräche nicht aufgezeichnet. Zum anderen werden keine personenbezogenen Daten erhoben und verarbeitet, denn weder der Übersetzer noch der Arzt oder Patient muss den Namen nennen. Intern festgehalten werden die Nummer, die Sprachwahl, die Dauer des Telefonats und die anschließende Bewertung des Sprachmittlers.
Die Finanzierung erfolgt laut den Gründern noch über Spendeneinnahmen. Mit diesen Mitteln werden zum einen die Sprachmittler entlohnt, zum anderen die laufenden Kosten des Betriebs, wie etwa für die Server, gedeckt. Ab 2020 soll sich das Start-up allerdings selbst tragen, das heißt, nach einer kostenlosen Testphase soll durch den Bedarf und die Häufigkeit der Nutzung ein monatlicher Festbetrag bestimmt werden. „Wir wollen durch unser Finanzmodell den Zugang zu Triaphon möglichst niederschwellig ermöglichen“, berichtet Dr. Knop.