Ärzte und Psychotherapeuten fordern Sprachmittler für Geflüchtete in Therapie
Menschen, die aus ihrem Heimatland geflüchtet sind, leiden häufig unter Traumata. Für eine erfolgreiche ambulante Psychotherapie bedürfen sie eines professionellen Sprachmittlers, der das Gespräch zum einen übersetzt und zum anderen mit den belastenden Dingen, die er hört, umgehen kann. An diesen qualifizierten Kräften mangelt es allerdings derzeit, meinen die Landesärztekammer Baden-Württemberg, die Landespsychotherapeutenkammer und der Verein refugio stuttgart.
Die Gremien setzen sich deshalb für mehr zertifizierte Qualifizierungsmöglichkeiten ein, die zum Einsatz als Sprachmittler in der Psychotherapie befähigen können. Zudem fordern sie die Landesregierung auf, die Leistung zu finanzieren, bis eine langfristige Lösung gefunden ist.
Die Integrationsminister der Länder hatten sich bereits im vergangenen Jahr dafür ausgesprochen, die Sprachmittlung in den Leistungskatalog nach SGB V aufzunehmen. Die Finanzierung würde dann aus den Steuermitteln des Bundes erfolgen. Die Gremien unterstützen diesen Vorschlag, eine Umsetzung ist ihrer Meinung nach aber nicht in Sicht.
Einige Psychotherapeuten zahlen die Leistung selbst
Die Krankenkassen übernehmen die Kosten der Sprachmittlung nicht. Derzeit werden deshalb viele Sprachmittler, die die Psychotherapie von Geflüchteten begleiten, gar nicht bezahlt. In anderen Fällen tragen die Psychotherapeuten die Kosten selbst.
Eine Befragung unter niedergelassenen Psychotherapeuten in Baden-Württemberg ergab, dass rund die Hälfte von ihnen Therapien auf Englisch durchführt. Die andere Hälfte greift auf Sprachmittler zurück, allerdings ist nur jeder dritte davon speziell für die Psychotherapie geschult.
Quelle: Pressemitteilung – Landesärztekammer Baden-Württemberg