Gürtelrose-Impfschutz Die Wirksamkeit der Herpes-zoster-Lebendvakzine schwindet rapide
Mit zunehmender Alterung der Bevölkerung zielen die nationalen Impfkampagnen gegen Herpes zoster verstärkt auf jüngere Personen und höhere Altersgruppen ab. Dabei wird in einigen Ländern – etwa im Vereinigten Königreich oder in Neuseeland – nach wie vor auf Lebendimpfstoffe gesetzt. Es hat sich aber gezeigt, dass die Wirkung dieser Vakzine mit den Jahren schwindet – was einer der Gründe ist, warum etwa das US Advisory Committee on Immunization Practice zum bevorzugten Einsatz eines rekombinanten Impfstoffes rät.
Wie stark der Rückgang der Schutzwirkung der Lebendvakzine genau ist, hat Dr. Nicola Klein vom Kaiser Permanente Vaccine Study Center in Oakland zusammen mit Kollegen ermittelt. In einer Real-World-Kohortenstudie hat das Team die gesundheitliche Entwicklung von rund 500.000 frisch Geimpften im Alter von mindestens 50 Jahren über ein Jahrzehnt hinweg verfolgt.
Zwölf Monate nach der Spritze betrug der Schutzeffekt der Impfung vor einer Herpes-zoster-Infektion 67 %, der Schutz vor einer postherpetischen Neuralgie 83 %, der vor Zoster ophthalmicus 71 %. Die Wahrscheinlichkeit für eine gürtelrosebedingte Klinikeinweisung war um 90 % reduziert.
Schon im darauffolgenden Jahr war die Effektivität der Vakzine gegenüber Herpes zoster allerdings deutlich auf 50 % gesunken, berichten die Studienautoren. Sechs Jahre später waren es nur noch 27 %, nach einem Jahrzehnt 15 %.
Im Hinblick auf die postherpetische Neuralgie nahm die Wirksamkeit des Lebendvakzine zwar ebenfalls ab, berichten die Wissenschaftler. Aber auch ein Jahrzehnt später vermittelte die Impfung noch immer einen substanziellen Schutzeffekt von 41 %.
Alles in allem spreche die wissenschaftliche Evidenz dafür, dass sich ein zuverlässiger Schutzeffekt gegenüber Herpes zoster und dessen Komplikationen mit einer Auffrischimpfung wiederherstellen lasse, schreiben Dr. James Mbinta und Prof. Dr. Colin Simpson von der University Wellington in Neuseeland und dem Usher Institute der University Edinburgh. Deshalb sollte man über eine Boosterimpfung oder eine zweite Dosis der Lebendvakzine insbesondere für ältere Menschen nachdenken, so die beiden Wissenschaftler in einem begleitenden Kommentar.
Quelle: 1. Klein NP et al. BMJ 2023; 383: e076321; DOI: 10.1136/bmj-2023-076321
2. Mbinta JF, Simpson CR. BMJ 2023; 383: 2497; DOI: 10.1136/bmj.p2497