Gefährliche Wundertüte Die Zusammensetzung von Präparaten mit Ashwagandha schwankt, schwere Nebenwirkungen sind möglich

Autor: Nils Bröckelmann

Aus den Wurzeln der Schlafbeere werden Nahrungsergänzungsmittel oder Tees hergestellt. Aus den Wurzeln der Schlafbeere werden Nahrungsergänzungsmittel oder Tees hergestellt. © Govind – stock.adobe.com

Ashwagandha, auch als Schlafbeere bezeichnet, soll das Erinnerungsvermögen steigern, Schlafprobleme verringern und bei der Stressbewältigung helfen. Doch das Bundesinstitut für Risikobewertung warnt vor der Verwendung.

In einer aktuellen Mitteilung empfiehlt das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) Vorsicht bei der Einnahme von Präparaten, die Ashwagandha, die sogenannte Schlafbeere, enthalten. Die Pflanze wird traditionell in der ayurvedischen Medizin verwendet, wobei man vor allem die Wurzel nutzt. Historisch berichtet man auch von einer Verwendung als Abtreibungsmittel. Hierzulande ist die Pflanze mit dem wissenschaftlichen Namen Withania somnifera auch als indischer Ginseng oder Winterkirsche bekannt. Die Hersteller der Präparate versprechen mitunter Effekte wie Stressminderung, eine bessere Schlafqualität und eine erhöhte Leistungsfähigkeit.

Mittel mit Ashwagandha werden in Europa als Tees oder Nahrungsergänzungsmittel vertrieben. Sie unterliegen daher nicht denselben Prüfungsverfahren wie zum Beispiel phytotherapeutische Arzneimittel.

Die Pflanze enthält biologisch wirksame Stoffe, darunter die sogenannten Withanolide und Alkaloide. Die konkrete Zusammensetzung und Dosis der Inhaltsstoffe in unterschiedlichen Präparaten schwanken laut dem BfR erheblich, je nachdem, ob zum Beispiel die Wurzel oder Blätter eingesetzt werden und auf welche Weise man die Wirkstoffe extrahiert.

Übelkeit, Erbrechen und Diarrhö als mögliche Folgen

Das Bundesinstitut rät davon ab, Extrakte der Schlafbeere einzunehmen. Zum einen sind die gesundheitsfördernden Wirkungen wissenschaftlich nicht belegt, zum anderen sind potenziell schädliche Effekte bislang nicht ausreichend beleuchtet. Es gibt Hinweise auf Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen und Diarrhö. Auch berichteten Nutzer von Kopfschmerzen, Schwindel oder Hautausschlägen und es finden sich Fallberichte über Leberschäden, die mit dem Verzehr der Präparate zusammenhängen könnten. Besonders Schwangere, Stillende, Kinder und Leberkranke sollten von der Einnahme absehen.

Bisherige Studien deuten darauf hin, dass Ashwagandha auf den Blutzuckerspiegel wirkt und außerdem den Haushalt der Sexualhormone, das zentrale Nervensystem und die Schilddrüsen-, Nebennieren- und Leberfunktion beeinflusst. Patientinnen und Patienten, die Arzneimittel einnehmen, sollten besondere Vorsicht walten lassen, denn Wechselwirkungen sind möglich. Dem Institut zufolge betrifft dies vor allem Antidiabetika, Antihypertensiva und Immunsuppressiva.

Quelle: Bundesinstitut für Risikobewertung; Mitteilung 39/2024