Nahrungsergänzungsmittel: Biotin verfälscht TSH-Messwerte
Weil sich eine 75-Jährige seit zwei bis drei Monaten abgeschlagen fühlt und trotz des täglichen Spaziergangs mittlerweile vier Kilogramm mehr auf die Waage bringt, geht sie zum Hausarzt. Diesem fällt der extrem niedrige TSH-Wert von unter 0,01 mU/l auf. Freies T3 und freies T4 sind normwertig.
Was da zu tun sei, fragte Professor Dr. Martin Fassnacht vom Uniklinikum Würzburg seine Zuhörer. Thyreostatika ansetzen? In die Radiologie überweisen? Oder abwarten, die Werte in acht Wochen erneut checken – und nachfragen, ob die Rentnerin Nahrungsergänzungsmittel einnimmt? Die meisten der fast 6000 Kollegen würden die Patientin noch einmal einbestellen und sie zunächst nicht zur Radiojodtherapie oder in den OP schicken. „Richtige Entscheidung“, bestätigte Prof. Fassnacht. „In der Hormondiagnostik verlassen wir uns oft viel zu sehr auf die Laborparameter.“ Dabei erinnerte er an einen Rote-Hand-Brief, der in diesem Kontext auf Biotin hinwies.
Probleme auch bei Troponin und Tumormarkern
Besonders Frauen greifen gern zu dem B-Vitamin, um Nägel, Haut und Haare in Schuss zu halten. So wie die 75-Jährige. Solche Supplemente können jedoch die Genauigkeit einiger Immunoassays beeinflussen, erklärte der Referent. Ein Problem, das ebenfalls Parameter wie Troponin, einige Tumormarker und das HIV-Screening betrifft.
Quelle: 14. Allgemeinmedizin-Update-Seminar (Online-Veranstaltung)