Doping: Sind Nahrungsergänzungsmittel der Einstieg?
Die Vermutung beruht auf den Ergebnissen einer systematischen Analyse zum Thema Motive und Gebrauch von Nahrungssupplementen und Analgetika sowie leistungssteigernden Substanzen. Ausgewertet wurden insgesamt 25 Studien aus den Jahren 2014 und 2019. Wie Professor Dr. Ursula G. Buchner von der Deutschen Hochschule für Gesundheit und Sport in Ismaning bei München berichtete, verwendeten Sportler Nahrungsergänzungsmittel
- zur Verbesserung oder Aufrechterhaltung der Gesundheit
- zur Steigerung der Leistung oder der Ausdauer
- zum Ausgleich von durch Sport verlorenen Stoffen
- um Gewichtsverlust zu vermeiden oder ein höheres Gewicht zu erreichen
- um Verletzungen vorzubeugen
Während Männer mehr Proteine einnahmen, verwendeten Frauen öfter Vitamine und Mineralstoffe. Mit Fachleuten sprachen die Befragten kaum über ihre Supplementeinnahme. Da boten auch freiverkäufliche Analgetika keine Ausnahme, die zur Schmerzreduktion, zur Schmerzvorbeugung beim Sport bzw. im Wettkampf zur Leistungsverbesserung eingenommen wurden.
Primäre Konsumenten waren hier nicht die Männer, sondern Sportlerinnen mit hoher Leistungsmotivation, die beispielsweise trotz Verletzungen trainieren wollten. Das Wissen über potenziell schädliche Wirkungen hielt sich in der Studienkohorte in Grenzen.
Bei Doping entscheidend sind dagegen Versagensängste (z.B. bei Wettkämpfen) und die Akzeptanz von betrügerischem Verhalten im direkten Umfeld. Obwohl die Einnahme leistungssteigernder Substanzen negativ mit der Leistungsmotivation zusammenhängt, zeigte sich ein Zusammenhang zur Einnahme von Supplementen.
Die Ergebnisse lassen Prof. Buchner vermuten, dass Nahrungsergänzungsmittel zur Anwendung leistungssteigernder Substanzen hinführen könnten. Allerdings ließen sich Breitensport und Leistungssport in der Übersichtsarbeit nicht eindeutig voneinander trennen.
Zum Breitensport liegen häufig nur Daten aus Vereinen vor. Viele sind aber auch außerhalb von Vereinen aktiv. Aufgrund der freien Verfügbarkeit von Supplementen und Analgetika, sieht die Expertin einen hohen Aufklärungsbedarf bezüglich Sinn und Unsinn und der potenziellen Risiken. Außerdem sollte die Anwendung leistungssteigernder Substanzen von Hobbysportlern stärker diskutiert werden, denn Dopingkontrollen gibt es für sie nämlich nicht.
Quelle: 20. Interdisziplinärer Kongress für Suchtmedizin