Hautkrebs Diese Faktoren beeinflussen die Effektivität der Immuntherapie
Die Wirksamkeit von PD1-Antikörpern ist umso besser, je diverser die Darmflora ausgestattet ist, bekräftigte Prof. Dr. Lucie Heinzerling, LMU Klinikum, München. So hat beispielsweise eine Untersuchung bei Melanompatient:innen ergeben, dass Personen, die auf die Therapie ansprachen, eine höhere Mikrobiomdiversität hatten als diejenigen ohne Ansprechen. Zudem hatten die Patient:innen mit einer ausgeprägteren Diversität ein längeres progressionsfreies Überleben. Allerdings ist es bis heute nicht gelungen, die dafür relevanten Taxa eindeutig zu identifizieren.
Nur bei einigen Vertretern, wie Akkermansia, scheint sich ein zuverlässiger positiver Einfluss herauszukristallisieren. Kürzlich konnte zudem in einer Studie demonstriert werden, dass ein fäkaler Mikrobiomtransfer Non-Responder zu Respondern einer Immuntherapie machen kann, berichtete Prof. Heinzerling weiter. Da dies in der Praxis jedoch zu aufwendig sei, dürften in Zukunft ihrer Ansicht nach Ansätze mit Prä- und Probiotika vielversprechend sein.
Außer Frage steht, dass eine Antibiose sowohl das progressionsfreie als auch das Gesamtüberleben unter Checkpoint-Inhibition bei verschiedenen Tumorentitäten reduziert – darunter auch das Melanom. Wie Daten einer prospektiven Studie andeuten, gilt dies für eine Antibiose vor, aber nicht unter der Checkpoint-Hemmung. Daneben beeinträchtigen auch PP die Wirksamkeit der Immuntherapie. Erhält ein:e Betroffene:r Antibiotika und PPI, addieren sich die negativen Effekte, warnte Prof. Heinzerling. Sie und ihre Kolleg:innen sind deshalb bei der Antibiotikagabe bewusst so zurückhaltend wie möglich.
Mit der Kombination von CPI und Immunsuppressiva sind Medizinerinnen und Mediziner häufig konfrontiert, so PD Dr. Elisabeth Livingstone, Universitätsmedizin Essen. Hinsichtlich einer Steroidtherapie, die bereits vor der Checkpoint-Inhibition begonnen hat, scheint sich abzuzeichnen, dass diese, wenn sie aus tumorunabhängigen Gründen erfolgte, nicht mit einem schlechteren Outcome assoziiert war.
Wurden die Steroide jedoch aus palliativen, tumorspezifischen Gründen gegeben (z.B. Hirnmetastasen, Dyspnoe, Fatigue, Schmerzen), hatten die Patient:innen ein schlechteres Outcome als solche ohne Steroide, wie Dr. Livingstone erläuterte – vermutlich jedoch primär aufgrund ihres ohnehin schlechteren Zustandes.
Immunassoziierte Effekte sind nicht das Problem
Auch bei Steroiden die nach dem Beginn einer Immuntherapie starten, kommt es laut der Referentin auf die Gründe an: Ist die Gabe vor allem mit der Tumorerkrankung selbst assoziiert, haben die Betroffenen ein schlechteres Outcome. Erfolgt sie hingegen aufgrund von immunassoziierten Nebenwirkungen – die eher als Zeichen für ein gutes Ansprechen auf die Checkpoint-Hemmung angesehen werden – wird kein schlechteres Outcome beobachtet.
Mit Blick auf Immunsuppressiva aufgrund von vorbestehenden Autoimmunerkrankungen sprach sich Dr. Livingstone für ein differenziertes Vorgehen abhängig von der Art und Schwere der Erkrankung aus. Bei etwa einem Drittel der Patient:innen müsse mit einem Schub der Autoimmunerkrankung gerechnet werden. Insbesondere bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen sollte aufgrund der Gefahr einer schweren Colitis eine enge Absprache mit der behandelnden Gastroenterologin bzw. dem Gastroenterologen erfolgen. Uneinheitlich ist laut der Vortragenden die – sehr begrenzte – Datenlage, wie bei Personen vorgegangen werden sollte, die aufgrund einer Organtransplantation Immunsuppressiva erhalten.
Positives Übergewicht
Ein paar Kilos zu viel auf der Waage – im Zusammenhang mit einer Checkpoint-Inhibition ist das ausnahmsweise eine gute Nachricht, sagte Prof. Dr. Thomas Eigentler, Charité – Universitätsmedizin Berlin. Denn Übergewicht ist hier, insbesondere bei Männern, mit einem verlängerten progressionsfreien und Gesamtüberleben assoziiert. Dagegen sind die Studiendaten mit Blick auf einen Effekt des Alters nicht eindeutig – möglicherweise wirkt die Immuntherapie bei Älteren etwas schlechter als bei Jüngeren. Unterschiede zwischen den Geschlechtern bestehen nicht.
Zu den häufigsten Medikamenten, die Patient:innen mit fortgeschrittenen Neoplasien einnehmen, gehören Herzkreislaufmedikamente, PPI, Antibiotika, Steroide und Antikoagulantien, berichtete Dr. Maximilian Haist, Universitätsmedizin Mainz. Sie können die Effektivität und Verträglichkeit der Checkpoint-Hemmung modulieren, indem sie
- das Tumormikromilieu (z.B. Betablocker, FXa-Inhibitoren),
- das intestinale Mikrobiom (z.B. Antibiotika, Steroide, PPI, Opioide) oder
- den Metabolismus (z.B. Statine) beeinflussen.
Bei Antikoagulation ist teils Vorsicht geboten
Ein koordiniertes Management der Begleitmedikation kann die Wirksamkeit der Immuntherapie demnach maßgeblich erhöhen: So besagt die aktuelle Evidenz mit Blick auf Betablocker laut Dr. Haist, dass insbesondere nicht-selektive Betablocker die Wirksamkeit der CPI verbessern können. Auch eine prophylaktische Antikoagulation mit Faktor-Xa-Inhibitoren zeigt synergistische Effekte. Bei einer bestehenden Indikation sollte ihr Einsatz bzw. eine Umstellung aus seiner Sicht daher erwogen werden. Cave: Unter einer Antikoagulation ist bei Patient:innen mit zerebralen Metastasen das Blutungsrisiko zu berücksichtigen.
Auch unter Statinen wurde ein positiver Effekt auf die Checkpoint-Inhibition beobachtet. Allerdings steigt bei gleichzeitiger Gabe auch das Risiko für eine Checkpoint-Inhibition-assoziierte Myopathie, so der Referent. Weiterhin ist von Metformin, NSAID, Angiotensinrezeptorblockern und ACE-Hemmern ein positiver Einfluss auf die Immuntherapie bekannt. Opioide sollten dagegen genau wie Antibio-tika und PPI, wenn möglich, vermieden werden.
Quelle:
Heinzerling L, Livingstone E, Haist M, Eigentler T. 32. Deutscher Hautkrebskongress; Sitzung „Einflussfaktoren auf die Effektivität der Tumor-Immuntherapie“